
(Madrid, 27. Januar 2025, El Salto).- Kolumbien hat dem Druck der USA nachgegeben und akzeptiert Abschiebungen in Militärflugzeugen, obwohl die Regierung auf die Einhaltung der Menschenrechte pocht. Unterdessen prangert Brasilien Verstöße gegen bilaterale Abkommen an und kritisiert den wahllosen Einsatz von Handschellen und Ketten.
Empörung in Lateinamerika
„Die USA können kolumbianische Migrant*innen nicht wie Kriminelle behandeln. Ich verbiete US-Flugzeugen mit kolumbianischen Migranten an Bord den Zutritt zu unserem Hoheitsgebiet.“ Mit diesen Worten löste der kolumbianische Präsident Gustavo Petro eine diplomatische Krise mit den Vereinigten Staaten aus – die allerdings weniger als einen Tag andauerte.
Fotos von Militärflugzeugen, in denen Migrant*innen mit Handschellen transportiert wurden, lösten Proteste in mehreren lateinamerikanischen Ländern aus. Am 26. Januar verurteilte das brasilianische Außenministerium den wahllosen Einsatz von Handschellen und Ketten bei der Abschiebung brasilianischer Staatsbürger*innen. Dies verstoße gegen ein 2018 unterzeichnetes bilaterales Abkommen, das eine „würdige, respektvolle und humane Behandlung“ für abgeschobene Personen vorsieht. Besonders die Bilder von 88 Brasilianer*innen, die mit gefesselten Händen und Füßen auf dem Flughafen von Manaus im nördlichen Amazonasgebiet ankamen, sorgten für Empörung in der Regierung von Präsident Lula, die die Behandlung als „inakzeptabel“ bezeichnete.
Kolumbiens Widerstand und US-Reaktion
In Kolumbien eskalierten die Spannungen mit den USA weiter. Am 26. Januar erklärte Präsident Petro, dass er Abschiebeflüge in Militärflugzeugen und den Einsatz von Handschellen bei Migrant*innen nicht mehr dulden werde. „Ein/e Einwandererin ist kein/e Kriminelle/r“, betonte er. US-Präsident Donald Trump reagierte umgehend: Er beschuldigte Kolumbien, die nationale Sicherheit zu gefährden, und drohte mit Zöllen von 25 Prozent auf alle kolumbianischen Exporte – eine Quote, die innerhalb einer Woche auf 50 Prozent steigen könnte. Der diplomatische Konflikt endete in den frühen Morgenstunden des 27. Januars, nachdem Petro letztlich Trumps Bedingungen akzeptierte, darunter auch den Einsatz von Militärflugzeugen, wie das Weiße Haus mitteilte.
„Wir werden weiterhin Kolumbianer aufnehmen, die als Abgeschobene zurückkehren, und ihnen menschenwürdige Bedingungen als Bürger mit Rechten garantieren“, sagte der kolumbianische Außenminister Luis Gilberto Murillo bei der Verlesung einer Erklärung, in der er bekannt gab, dass die „Sackgasse“ zwischen den Regierungen der beiden Länder beendet sei. Ihm zufolge hat die Regierung das Präsidentenflugzeug zur Verfügung gestellt, um „die Rückkehr der Staatsangehörigen zu erleichtern, die heute ins Land kommen sollten“.
Petros scharfe Worte an Trump
In den schwierigsten Stunden der Verhandlungen mit den Vereinigten Staaten veröffentlichte Petro einen langen Text in den sozialen Netzwerken, der seine Position zu Trump und der Rolle der Vereinigten Staaten in der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft Lateinamerikas zusammenfasst. „Vielleicht können wir eines Tages bei einem Schluck Whisky, den ich trotz meiner Gastritis annehme, offen darüber sprechen, aber das ist schwierig, weil Sie mich als minderwertige Ethnie betrachten, und das bin ich nicht, und auch kein/e andere/r Kolumbianer*in ist es.“, schrieb er in Form eines Briefes an Präsident Trump. In dem Brief beschuldigte er den republikanischen Präsidenten, seine Regierung stürzen zu wollen, warnte aber, dass dies nicht einfach sein würde: „Sie können mit Ihrer wirtschaftlichen Stärke und Ihrer Arroganz versuchen, einen Staatsstreich durchzuführen, wie sie es mit Allende getan haben. Aber ich sterbe für mein Recht, ich habe der Folter widerstanden und ich widerstehe Ihnen. Ich will keine Sklavenhändler an der Seite Kolumbiens, wir hatten schon viele und haben uns selbst befreit.“
Widerstand gegen US-Abschiebungen: Ein diplomatischer Drahtseilakt von Nachrichtenpool Lateinamerika ist lizenziert unter Creative Commons Namensnennung-Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0 international.
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