(El Progreso, 28. Juni 2019, radio progreso).- Vor zehn Jahren, 2009, fand der Staatsstreich gegen die honduranische Bevölkerung und die Regierung des damaligen Präsidenten Manuel Zelaya statt. In diesen vergangenen zehn Jahren mussten die Bürger*innen in Honduras mit ansehen, wie die staatlichen Organe und das demokratische System untergraben wurden. Einer dieser Prozesse war, dass die Wiederwahl des Präsidenten Juan Orlando Hernández ermöglicht wurde. Er und jene, welche den Staatsstreich damals unterstützt hatten, befinden sich nun in einer schwierigen Situation.
Der Universitätsprofessor und Soziologe Eugenio Sosa glaubt, dass der Bruch der verfassungsmäßigen Ordnung einen „brutalen“ Rückschlag für das Land bedeutet hat; der Staatsstreich von 2009 ist nicht vorbei, sagt er. Das „Neue“ in diesen zehn Jahren sei der offen geführte Kampf „mit lokalen, regionalen und einigen weiteren nationalen Kräften“ auf der Suche nach Veränderung. Das Interview führte Radio Progreso.
Radio Progreso: Ausgehend von der gegenwärtigen Situation des Landes, hat sich die Lage seit dem Staatsstreich vor zehn Jahren stabilisiert?
Eugenio Sosa: Für das Land hat der Putsch einen brutalen Rückschlag bedeutet. Wir haben praktisch einen seit zehn Jahren andauernden Staatsstreich, der irgendwie immer noch weiter geht. Wir dürfen nicht vergessen, was getan wurde, um die staatlichen Institutionen zu zerstören und die Macht zu konzentrieren. Aber das Neue an diesen zehn Jahren ist, dass es einen offen geführten Kampf gibt, in dem lokale, regionale und weitere nationale Kräfte eine Veränderung herbeiführen wollten. Ich glaube nicht, dass sich das Land stabilisiert hat. Denn Hernández und diejenigen, die ihn als eine Art Fortsetzung des Putsches unterstützt haben, befinden sich jetzt in einer sehr schwierigen Situation, auch wenn sie versuchen, nach außen stark zu wirken. Wir befinden uns inmitten von Kampf, Veränderung und Kontinuität.
Zehn Jahre nach dem Staatsstreich – welche Rolle sollte die parlamentarische Opposition übernehmen?
Das große Problem in Honduras ist, dass sie Veränderung wollen, aber nach den gleichen Regeln spielen. ; ich denke, wir sind zu sehr an faule Kompromisse und die Machtausübung außerhalb der Legalität gebunden. Ich bin erstaunt, wie einige Abgeordnete der Partei LIBRE (Libertad y Refundación), die sich für ein anderes Honduras einsetzen, die Verteilung von Posten an sich rechtfertigen. Sie sollten entschlossener auftreten. Sie können das Jahr 2021 kaum abwarten, weil sie glauben, dann die Wahlen gewinnen zu können. Doch die Kraft für Veränderung kommt aus dem Sozialen, aus der Gesellschaft, egal welche Regierung an der Macht ist.
Wie sind die Aussagen von Cortés, dem Sprecher der Industrie- und Handelskammer, zu interpretieren, in welchen er Juan Orlando Hernández‘ Vorgehen in Frage stellt?
Ich denke, das zeigt gut den Prozess der Vereinzelung, den Hernández durchlaufen wird, wenn er an der Macht festhält, wenn er sich nämlich weigert abzutreten; in der Geschäftswelt kalkuliert man extrem. Gerade dann, wenn die Bürger auf den Plan treten, kriegen die Firmen Angst und ziehen ihre Kritik am Regime zurück. Diese Gruppe will dem Präsidenten das Zauberwort, dass er nämlich abtreten soll, nicht ins Gesicht sagen. Sie wollen ihm nicht sagen, dass es das fundamentale Problem ist, dass Hernández mit einer illegalen Wiederwahl das Ergebnis dieser zehn Jahre Putsch ist.
Stehen wir an einem sozialen Siedepunkt?
Als 2017 die Wahl nur durch Betrug gewonnen wurde, sagten wir so schön, die Regierung laufe in diesen Jahren auf sehr dünnem Eis Schlittschuh. Wir könnten auch sagen, sie bewegt sich in einem Klima voller Abgase. Aber was wir bisher erreicht haben, ist sehr wenig, wenn Hernández an der Macht bleibt. So wie die Bevölkerung jetzt in Aufruhr ist, so ist auch das Regime eher bereit zu unterdrücken.
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