(Brasilia, 2. Dezember 2022, ecodebate).- Im Jahr 2021 lebten nach den Kriterien der Weltbank 62,5 Millionen Menschen (29,4 Prozent der brasilianischen Bevölkerung) in Armut, darunter 17,9 Millionen (8,4 Prozent der Bevölkerung) in extremer Armut. Der Prozentsatz der Kinder unter 14 Jahren, die unterhalb der Armutsgrenze leben, lag bei 46,2 Prozent, das ist der höchste Prozentsatz seit 2012. Dieser Anteil war im Jahr 2020 auf seinen niedrigsten Stand (38,6 Prozent) gesunken, stieg dann aber auf ein Rekordhoch. Der Anteil der Schwarzen Menschen, die unter der Armutsgrenze leben, ist mit 37,7 Prozent praktisch doppelt so hoch wie der Anteil der Weißen (18,6 Prozent). Der Prozentsatz der jungen Menschen zwischen 15 und 29 Jahren, die in Armut leben, ist mit 33,2 Prozent dreimal so hoch wie der der älteren Menschen (10,4 Prozent). Noch im Jahr 2021 lebten rund 62,8 Prozent der Menschen aus Haushalten, die von Frauen mit Kindern unter 14 Jahren geführt wurden, unterhalb der Armutsgrenze. Der Nordosten (48,7 Prozent) und der Norden (44,9 Prozent) wiesen den höchsten Prozentanteil armer Menschen auf. Im Südosten und auch in der westlichen Mitte lebten 20,6 Prozent unterhalb der Armutsgrenze. Der niedrigste Prozentsatz wurde im Süden verzeichnet: 14,2 Prozent. Im Jahr 2021 waren unter Berücksichtigung der von der Weltbank vorgeschlagenen Armutsgrenzen etwa 62,5 Millionen Menschen (29,4 Prozent der Bevölkerung des Landes) von Armut betroffen, davon 17,9 Millionen (8,4 Prozent) von extremer Armut. Dies waren die höchsten Zahlen seit 2012. Darüber hinaus ist zwischen 2020 und 2021 ein Rekordanstieg in diesen beiden Gruppen zu verzeichnen: Die Zahl der Menschen unterhalb der Armutsgrenze stieg um 22,7 Prozent (11,6 Millionen) und die Zahl der Menschen in extremer Armut stieg um 48,2 Prozent (5,8 Millionen). Die Weltbank legt als Armutsgrenze ein Pro-Kopf-Einkommen von 486 Reales (etwas über 85 Euro) pro Monat fest. Von extremer Armut spricht man ab 168 Reales (29,50 Euro) pro Kopf und Monat.
Menschen in extremer Armut könnten ohne Sozialprogramme nicht existieren
Das Arbeitseinkommen machte 75,3 Prozent des Gesamteinkommens der Bevölkerung aus, während die Leistungen aus Sozialprogrammen 2,6 Prozent ausmachten. Bei denjenigen, die bis zu ¼ des Mindestlohns pro Kopf erhielten, machte das Arbeitseinkommen jedoch 53,8 Prozent aus, während der Anteil aus Sozialprogrammen 34,7 Prozent erreichte. „Es handelt sich um sozial schwächere Haushalte mit begrenztem Zugang zum Arbeitsmarkt. Da sind Sozialprogramme viel wichtiger“, so Forschungsanalyst André Simões. Im Jahr 2021 erreichte das durchschnittliche Haushaltseinkommen pro Kopf den niedrigsten Stand seit 2012: 1.353 Real [knapp 240 Euro]. „Dies und die Reduzierung der Soforthilfe könnten dieses Ergebnis erklären“, erklärt Simões.
Einkommensrückgang bei Frauen und Schwarzen Menschen und weniger Geld im Norden und Nordosten
Bezogen auf das durchschnittliche Pro-Kopf-Einkommen erhielten Männer mit 1.393 Reales 5,9 Prozent mehr als Frauen (1.315 Reales). Im Vergleich zu 2020 betrug der Rückgang dieses Einkommens 6,9 Prozent und war bei Frauen (7,5 Prozent) höher als bei Männern (6,4 Prozent). Seit 2012 Jahr betrug der durchschnittliche jährliche Rückgang 4,5 Prozent, wobei Frauen (-5,9 Prozent) mehr verloren als Männer (-3,0 Prozent). Seit 2012, wo die Studie einsetzt, verdienten Schwarze Menschen nur halb so viel wie Weiße, und auch 2021 war es nicht anders: 949 Reales gegenüber 1.866. Beide Einkommen gingen im Vergleich zu 2020 zurück, aber Schwarze Menschen (8,6 Prozent) verloren mehr als weiße (6 Prozent). Das Pro-Kopf-Einkommen ging zwischen 2020 und 2021 in allen Regionen zurück, am stärksten im Nordosten (-12,5 Prozent) und im Norden (-9,8 Prozent).
Das Haushaltseinkommen der Ärmsten sinkt stärker
Im Vergleich zu 2020 ist das durchschnittliche Pro-Kopf-Haushaltseinkommen im Jahr 2021 in allen Einkommensklassen gesunken, insbesondere in den beiden untersten Klassen. Das heißt, die untersten zehn Prozent der Bevölkerung, die am wenigsten verdienen, haben am meisten verloren (-32,2 Prozent). Die nächste Kategorie nicht ganz so extremer Armut, die zehn bis 20 Prozent der Bevölkerung ausmacht, hat einen Einkommensrückgang von 19,8 Prozent zu verzeichnen. „Die beiden ärmsten Bevölkerungsschichten haben die stärksten Einkommensverluste zu verzeichnen, nämlich etwa ein Drittel bis ein Fünftel des Einkommens im Jahr 2021″, sagt Simões. Am anderen Ende der Skala, bei den Menschen mit dem höchsten Einkommen, war mit 4,5 Prozent der geringste Einkommensverlust zu verzeichnen. Zwischen 2019 und 2021 hat die erste Gruppe mehr als doppelt so viel (22,1 Prozent) wie der Gesamtdurchschnitt (10,9 Prozent) verloren. In der Dekade 2012-2021 kumulierte diese Bevölkerung einen Verlust von 31,3 Prozent und liegt damit weit über dem Durchschnitt, der in diesem Zeitraum 4,5 Prozent verlor.
Ungleichheitsindex steigt erneut und erreicht zweithöchsten Stand
Der Gini-Index, ein statistisches Maß für die Bestimmung wirtschaftlicher Ungleichheiten, stieg 2021 auf das Niveau von 2019: 0,544, der zweithöchste Stand bisher. Der höchste Stand wurde 2018 erreicht (0,545). Seit Beginn der Untersuchung im Jahr 2012 ist diese Rate bis 2015 gesunken und bis 2018 gestiegen. Angesichts der Auswirkungen der Verteilung von Bargeld-Soforttransferprogrammen aufgrund der Covid-19-Pandemie war die Quote bis 2020 gesunken. Regional betrachtet wies im Jahr 2021 die Region Nordost den höchsten Gini-Wert (0,556) und die Region Süd den niedrigsten (0,462) auf. Unter den Bundesstaaten lag der Index in Santa Catarina bei 0,424, während er in Roraima 0,596 erreichte, was einem Unterschied von 40,6 Prozent entspricht.
Armut bei 30 Prozent von Nachrichtenpool Lateinamerika ist lizenziert unter Creative Commons Namensnennung-Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0 international.
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