(Buenos Aires, 14. Dezember 2009, púlsar).- Der Einsatz der Spezialeinheit der Polizei GEOP (Grupo Especial de Operaciones Policiales) auf eine Stadt in der patagonischen Provinz Chubut wurde von Staatsanwalt Martín Zachino zum Verbrechen gegen die Menschlichkeit erklärt. Damit können die während der Besetzung der Stadt verübten Straftaten nicht verjähren.
Vom 8. bis 16. März 2009 versetzte das Polizeikommando die etwa 3.000 Einwohner*innen der Stadt Corcovado in einen regelrechten Ausnahmezustand, folterte, erschoss und entführte Zivilist*innen und ließ Menschen verschwinden. Die Vorkommnisse wurden erst publik, als sich die Mapucheführerin Moira Millan am 10. Mai 2009 aus Protest an den Gittern eines Ministeriums in Buenos Aires ankettete. Die Vertreterin der Indigenen Patagoniens begrüßte die Entscheidung Zachinos. Nun mache es wieder etwas Sinn, an die Gerechtigkeit zu glauben, erklärte sie gegenüber der Agentur Púlsar.
Aus ihrem Bericht wird deutlich, wie sehr die Bevölkerung noch heute unter den Vorfällen im vergangenen März leidet: Luciano González, ein Jugendlicher aus Cerro Centinela, einer Nachbargemeinde Corcovados, wurde im März von der GEOP-Sondereinheit verhaftet und ist seitdem nicht wieder aufgetaucht. Der 19-jährige werdende Vater Wilson Ruperto Bustos wurde aus dem Hinterhalt erschossen. Marcos Abrahán Bustos, ein weiteres Opfer, überlebte seine Schussverletzung, blieb jedoch querschnittsgelähmt. Daniel Ernesto Bustos wurde ins Bein geschossen, nachdem er sich bereits unbewaffnet ergeben hatte. Er ist bis heute in Haft, ohne dass eine konkrete Anklage gegen ihn erhoben wurde. In einem der zahlreichen Häuser Corcovados, in die die Polizisten gewaltsam eingedrungen waren, vergriffen sich die Polizisten an einem achtjährigen Mädchen. Man habe das Kind aus der Dusche gezerrt und vor den Augen der Mutter vergewaltigt, so Moira Millán.
Ausgelöst wurde der Angriff auf die Stadt durch den Tod eines Polizisten, der bei einem Schusswechsel ums Leben kam. Die genaueren Umstände des Vorfalls konnten nicht geklärt werden.
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