Hohe Haftstrafen für Täter von Teuchitlán

Teuchitlán
Im Gedenken an die Toten von Teuchitlán haben Protestierende im März 2025 Kerzen in Guadalajara, Jalisco, aufgestellt. Foto: Salvador alc/Wikimedia (CC BY 4.0)

(Guadalajara, 14. Juli 2025, amerika21).- Ein Lokalgericht des mexikanischen Bundesstaates Jalisco hat am 8. Juli zehn Männer wegen gewaltsamen Verschwindenlassens und Mord zu jeweils 141 Jahren Gefängnis verurteilt. Die Taten fanden auf der Ranch Izaguirre in Teuchitlán statt, die zur Tatzeit von der Mafia kontrolliert wurde.

Die Staatsanwaltschaft von Jalisco betonte, das Gericht habe eine der härtesten Strafen verhängt, die für diese Verbrechen vorgesehen sind. „Der Kampf gegen die Straflosigkeit in Fällen des Verschwindenlassens“ werde damit gestärkt, so die Staatsanwaltschaft.

Als Soldaten und Nationalgardisten am 18. September 2024 in den mit Mauern abgegrenzten Hof eindrangen, griffen die Täter sie mit Schüssen an. Nach der Festnahme der zehn Männer befreiten die Sicherheitskräfte zwei entführte Personen und fanden ein Mordopfer.

Nach der Festnahme beschlagnahmten die Behörden Fahrzeuge, Waffen und Schutzwesten. Die lokale Staatsanwaltschaft erklärte, Expert*innen des Instituts für forensische Wissenschaften von Jalisco (IJCF) hätten weitere Beweise gesichert. Diese seien allerdings der Ermittlungsakte nicht hinzugefügt worden.

Privates Suchkollektiv fand über 1.800 private Gegenstände

Der Skandal wurde im März 2025 bekannt, als das Kollektiv Guerreros Buscadores de Jalisco auf der Ranch zahlreiche Beweise für die heimliche Beisetzung menschlicher Überreste entdeckte. Die Berge von Kleidung und Schuhen, die vermutlich den Opfern von Rekrutierung für die Mafia und des Verschwindenlassens gehörten, sorgten weltweit für Aufsehen. Insgesamt wurden 1.844 Gegenstände gefunden, die von den lokalen Behörden nicht gesichert wurden, darunter auch Abschiedsbriefe und Ausweise.

Der Tatort, eine Stunde von der Stadt Guadalajara entfernt, wurde international als „Horror-Ranch“ bekannt.

Das Kollektiv der Angehörigen von Verschwundenen vermutete, die Ranch habe nicht nur als Ausbildungszentrum des Kartells Jalisco Neue Generation (CJNG) gedient, sondern auch als Hinrichtungsstätte für diejenigen, die sich dem Kartell widersetzten. Diese Hypothese wies der mexikanische Generalstaatsanwalt Alejandro Gertz Manero wegen fehlender Beweise zurück.

Der Prozess gegen die zehn nun verurteilten Männer ist unabhängig von den Strafverfahren, welche auf Bundesebene gegen andere Personen geführt werden, die mit der Zwangsrekrutierung von Jugendlichen für das CJNG in Verbindung stehen. In Untersuchungshaft befinden sich unter anderem drei Polizisten sowie der ehemalige Bürgermeister von Teuchitlán, José Ascención Murguía Santiago. Er gehört der Partei Movimiento Ciudadano an, die sich als Opposition zur regierenden Morena-Partei von Präsidentin Claudia Sheinbaum versteht. Die Partei stellt zurzeit in Jalisco den Gouverneur.

Der gesellschaftliche Aufschrei nach Teuchitlán führte dazu, dass die mexikanische Regierung einen direkten Dialog mit den Kollektiven der Angehörigen aufnahm. Zudem wurden neue Gesetzesreformen beschlossen, die die Suche nach Verschwundenen effizienter machen sollen. Der UN-Ausschuss für das Verschwindenlassen von Personen leitete ein Verfahren wegen der „Krise des Verschwindenlassens“ in Mexiko ein und bot internationale Unterstützung an. Auf diese internationale Kritik reagierten jedoch sowohl die Präsidentin als auch die Morena-Partei mit Empörung und Ablehnung. Von einer systematischen Politik des Verschwindenlassens im Land könne nicht die Rede sein, argumentierten Behörden und Politiker*innen.

Angehörigenkollektiv sucht weiter

Währenddessen beschäftigt sich das Kollektiv Guerreros Buscadores de Jalisco mit dem nächsten klandestinen Massengrab. In Zapopan, in der Nähe des Campus für biologische und landwirtschaftliche Wissenschaften der Universität Guadalajara, stellte die Staatsanwaltschaft im Februar 169 Plastiksäcke mit Leichenteilen sicher und erklärte das Grundstück als „bearbeitet“. Das Kollektiv der Angehörigen war damit jedoch nicht einverstanden und kehrte Ende Juni auf eigene Initiative zurück, um das 25 Hektar große Gelände genauer zu untersuchen. In zehn Tagen fanden sie 78 weitere Plastiksäcke mit menschlichen Überresten. „Es gibt noch viel zu erforschen“, stellt das Kollektiv in Jalisco fest, dem Bundesstaat, der die traurige Statistik der Verschwundenen mit über 15.000 gemeldeten Fällen anführt.

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