Von Gerold Schmidt
(Mexiko-Stadt, 22. September 2016, npl).- Im nördlichen Bundesstaat Sinaloa stieß die Gruppe „Las Rastreadoras” (Die Fährtensucherinnen) nach anonymen Hinweisen Mitte September auf sechs Leichen in einem geheimen Grab im Landkreis Ahome. Die Opfer wurden offenbar erschossen. Die Rastreadoras haben zwei Jahre nach ihrer Gründung inzwischen laut Zeitungsberichten fast 300 Mitglieder, darunter auch einige Männer. Fast alle suchen nach direkten Familienangehörigen. An deren Verschwinden waren nach ihren Angaben in der großen Mehrheit der Fälle die örtliche Polizei und die Landespolizei unmittelbar beteiligt. Die Polizei verrichte die Schmutzarbeit, so Las Rastreadoras. Sinaloa ist einer der Bundesstaaten, in denen die Auseinandersetzungen zwischen Drogenkartellen besonders heftig sind. In den drei Landkreisen Ahome, El Fuerte und Choix haben die Fährtensucherinnen inzwischen etwa 60 menschliche Kadaver in gut 50 versteckten Gräbern gefunden. Dabei handelt es sich um einen Bruchteil aller Opfer. In den knapp sechs Jahren der Regierung des Gouverneurs Mario López Valdez verzeichnet Sinaloa mehr als 2000 Verschwundene.
Unterdessen haben auf dem Areal Colinas de Santa Fe im Norden der Hafenstadt Veracruz Familienangehörige Verschwundener inzwischen 81 Gräber entdeckt (siehe frühere Poonalausgaben). Während der Menschenrechtsstaatssekretär des mexikanischen Innenministeriums, Roberto Campa, zum wiederholten Mal an die Fundstätten in Veracruz kam, besuchte Mitte September erstmals auch der Generalstaatsanwalt des Bundesstaates Veracruz das Gelände. Dies geschah anderthalb Monate nach dem Aufdecken der ersten Gräber in Colinas de Santa Fe und nach anhaltender Kritik an seinem offensichtlichen Desinteresse. Die Gruppe „Colectivo Solecito“ (Kollektiv Kleine Sonne) hatte Staatsanwalt Luis Ángel Bravo kritisiert, sich zu „weigern die Realität anzuerkennen, und zu meinen, der Justiz per Fernbedienung Geltung zu verschaffen”.
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