(Mexiko-Stadt, 15. November 2017, la jornada/poonal).- Ausführliche Kommentierung überflüssig: Am 14. November verließen in Chilpancingo, der Hauptstadt des Bundesstaates Guerrero, mehr als 500 Beschäftigte der staatsanwaltschaftlichen Behörde Guerreros ihre Büros. Der Grund: Anhaltender unerträglicher Geruch aus dem angrenzenden Leichenschauhaus. Diese Einrichtung hat nach dem Bericht des La Jornada-Journalisten Sergio Ocampo eine Kapazität für 200 Kadaver. Tatsächlich stapeln sich dort mindestens 600 Leichen, viele seit 2015. Eine Kühlkammer soll seit zwei Wochen nicht mehr funktionieren. Die Beschäftigten drohten damit, solange nicht an ihre Arbeitsplätze zurückzukehren, bis der Gouverneur und das Gesundheitsministerium einen neuen Standort für die Leichenhalle zusagen.
Es ist nicht anzunehmen, dass die Halle in absehbarer Zeit weniger ausgelastet sein wird. Guerrero, wo vor inzwischen mehr als drei Jahren die 43 Studenten von Ayotzinapa verschwanden, ist einer der gewalttätigsten Bundesstaaten Mexikos. Ganze Regionen sind unter Kontrolle der organisierten Verbrechens und der Drogenkartelle. Immer wieder werden Regierungsbehörden der Komplizenschaft angeklagt. Von Januar bis Oktober 2017 gab es in Guerrero mehr als 1.900 Morde, die in Zusammenhang mit dem organisierten Verbrechen gebracht werden. Vielfach sind die Leichen verstümmelt, was ihre Identifizierung schwierig macht. Ocampo berichtet über Aussagen der bei der Staatsanwaltschaft Beschäftigen, dass die Vorgesetzen die Mitarbeiter*innen zurück an den Arbeitsplatz zwingen wollen. Die höheren Funktionär*innen verfügten jedoch als einzige über Klima-Anlagen in ihren Büros und seien von dem Geruch nicht so betroffen.
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