(Bogotá, 4. Oktober 2019, colombia informa).- „Sie haben mich so oft ermordet, so oft bin ich gestorben, und doch bin ich hier, wiederauferstanden. Dank an die Hand, die den Dolch geführt und mich so schlecht getötet hat. … ich werde weiter singen, dank ihres Ungeschicks“, heißt es in dem Stück ‘Como la Cigarra’ aus dem Repertoire Mercedes Sosas. Vor zehn Jahren starb der Körper der lateinamerikanischen Sängerin, doch ihre Energie lebt weiter in ihren rebellischen, kritischen und stimmungsvollen Lieder über unser Amerika.
Bekanntgeworden als ‘die Stimme Amerikas’, gründete Sosa die Bewegung Neuer Liedermacher und entwickelte sich selbst zu einer der bedeutendsten Repräsentantinnen des „Neuen lateinamerikanischen Lieds“, eine Musikrichtung mit politischen Texten und Anleihen aus der lateinamerikanischen Folklore. Soza stammt aus einer sehr armen Familie. Ihre Eltern hatten zunächst den Namen Marta Mercedes ausgewählt, auf dem Standesamt entschloss sich der Vater jedoch für Haydeé Mercedes.
Ihren ersten öffentlichen Gesangsauftritt hatte sie mit 15, intonierte die Nationalhymne vor der Klasse, weil eine Lehrerin ausgefallen war. Trotz des Lampenfiebers, das sie damals verspürte, war es der Beginn einer steilen Karriere. Ihre Vorbilder waren Margarita Palacios und Antonio Tormo, beides Vorläufer*innen der argentinischen Folklore.
Sosas Karriere begann in Buenos Aires. Die aufkommende Industrialisierung war von umfassenden ethnischen und kulturellen Veränderungen begleitet. Immer mehr Menschen kamen aus den ländlichen Regionen und den umliegenden Provinzen in die Metropole, und mit ihnen die traditionellen musikalischen Einflüsse. Neben dem Tango gewann nun auch die argentinische Folklore immer stärker an Popularität.
Die Bewegung Neuer Liedermacher hatte sich vorgenommen, argentinische Volksmusik neu zu beleben und zu verstehen. Ihr neuartiger Folklorestil entstand 1963 in den argentinischen Provinzen. Verschiedene Musiker*innen, aber auch Künstler*innen und Schriftsteller*innen schlossen sich der Bewegung an.
1969 erhielt Sosa das Angebot, “Mujeres Argentinas” aufzunehmen, eine Hommage an Frauen aus dem Volk: Gringa chaqueña, Juana Azurduy, Rosarito Vera, Dorotea la cautiva, Alfonsina y el mar, Manuela la tucumana, Las cartas de Guadalupe und En casa de Mariquita. Zu dieser Zeit befand sich das Land in einer schwierigen Situation. Eine Militärregierung war an der Macht, und Mercedes als Stimme des Volkes bekam die Konsequenzen zu spüren.
Ihr Kampfgeist war eine ihrer herausragendsten Charaktereigenschaften: Nie hatte sie sich durch Drohungen seitens der Regierung einschüchtern und von ihrem Wunsch abbringen lassen, die Welt zu verändern. Sie blieb so lange wie möglich in Argentinien, bis sie 1978 während eines Konzerts in La Plata mitsamt ihrem Publikum verhaftet wurde. Doch auch davon ließ sie sich nicht nachhaltig beeindrucken. Im Februar 1982 kehrte sie in ihr Land zurück, veranstaltete eine Konzertreihe gegen die Diktatur Jorge Rafael Videlas und schrieb damit Musikgeschichte.
In den 90er Jahren hatte sie bereits Weltruhm erlangt und wurde zu den besten Sängerinnen der Welt gezählt. Mit insgesamt über 50 veröffentlichten Alben gilt sie auch heute noch als die Stimme Amerikas. Doch es ist nicht allein ihre Stimme; was in ihren Liedern mitschwingt, ist der Schrei eines ganzen Volkes nach Wahrheit, Gerechtigkeit und Freiheit. Heute fördert eine von ihrer Familie gegründete Stiftung eine neue Generation lateinamerikanischer Künstler*innen, die sich für ihren Kontinent einsetzen. Sosas Vermächtnis wird für immer bleiben.
Mercedes Sosa: Zum zehnten Todestag der „Stimme Amerikas“ von Nachrichtenpool Lateinamerika ist lizenziert unter Creative Commons Namensnennung-Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0 international.
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