(Mexiko-Stadt, 6. September 2021, Prensa Ecuménica).- Ein Standbild des italienischen „Entdeckers“ Christoph Kolumbus in Mexiko-Stadt soll durch das Bildnis einer indigenen Frau ersetzt werden. Die Bronzestatue von Kolumbus werde in einem Park neu aufgestellt, während der exponierte Platz an der Hauptstraße Paseo de la Reforma durch die von Bildhauer Pedro Reyes geschaffene Statue einer Olmeken-Frau ersetzt werden soll, erklärte Bürgermeisterin Claudia Sheinbaum bei einer Feier anlässlich des Internationalen Tags der indigenen Frauen. Die Kolumbus-Statue werde nicht „versteckt“ noch sei ihre Umsetzung ein Versuch, „die Geschichte auszulöschen“. Vielmehr sollten die Zivilisationen gewürdigt werden, die vor der spanischen Eroberung in Mexiko existiert hatten. „Die Anerkennung der indigenen Frauen und ihrer Bedeutung für unsere Geschichte ist ein Akt der sozialen Gerechtigkeit. Mit der Würdigung der indigenen Völker und dem besonderen Augenmerk auf die Frauen der präkolumbianischen Kulturen wollen wir heute, am Internationalen Tag der indigenen Frauen, dem weiblichen Anteil an der mexikanischen Kultur Rechnung tragen“, so Sheinbaum auf der Veranstaltung.
Die olmekische Zivilisation als Mutterkultur Mesoamerikas
Die olmekische Kultur hatte sich während der vorklassischen Periode Mesoamerikas entwickelt und weite Teilen des Kulturareals mitgeprägt. Sie erlebte von 1200 v. Chr. bis 400 v. Chr. im Golf von Mexiko ihre Blütephase. Es wird davon ausgegangen, dass sich das Zentrum des olmekischen Kulturraums im südöstlichen Teil des Bundesstaats Veracruz und im westlichen Teil von Tabasco befand. Lange Zeit galt die olmekische Zivilisation als Mutterkultur Mesoamerikas. Es ist jedoch weder erforscht, wie der künstlerische Stil dieser Gesellschaft entstanden ist, noch, inwieweit die kulturellen Merkmale in den archäologischen Funden der olmekischen Kultur zuzuordnen sind. Bekannt hingegen ist, dass einige der ältesten olmekischen Spuren vermutlich aus Chiapas oder den zentralen Tälern von Oaxaca stammen. Das Handelsnetz der verschiedenen Gebiete Mesoamerikas trug zur Verbreitung zahlreicher kultureller Elemente bei, die mit der olmekischen Kultur identifiziert werden, darunter der Berg- und Höhlenkult, die Verehrung der Gefiederten Schlange als Gottheit der Landwirtschaft, die religiöse Symolik der Jade und der künstlerische Stil, der in den Jahrhunderten nach dem Niedergang der großen Zentren dieser Epoche intensiv überarbeitet wurde.
Kolumbus-Statuen: Symbole der Kolonisierung und Unterdrückung
Die „Entdeckungsreisen“ des in Italien geborenen Christoph Kolumbus Ende des 15. Jahrhunderts wurden von der spanischen Krone finanziert. Mit seiner Ankunft in Amerika begann der Eroberungsfeldzug der spanischen Invasoren. Somit werden Kolumbus-Statuen heute vielfach als Symbol für Unterdrückung und Kolonialismus wahrgenommen. In Lateinamerika und den USA sind bereits mehrere Kolumbus-Denkmäler von Demonstrant*innen gestürzt worden. Dieses Schicksal blieb der Kolumbus-Statue am Paseo de la Reforma erspart: Am 10. Oktober 2020, zwei Tage vor einer antikolonialen Protestaktion zur Erinnerung an die Ankunft von Kolumbus im Jahr 1492, wurde die Bronzestatue „zu Restaurierungszwecken“ entfernt.
Kolumbus-Statue wird durch Standbild einer indigenen Frau ersetzt von Nachrichtenpool Lateinamerika ist lizenziert unter Creative Commons Namensnennung-Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0 international.
Schreibe einen Kommentar