Behördenchef sieht Missbrauch des Asylsystems

(Mexiko Stadt, 13. Februar 2023, La Jornada) Die völlig überforderte mexikanische Asylbehörde (Comisión Mexicana de Ayuda a Refugiados, Comar) intensiviert ihre Bemühungen, eine große Zahl von Asylanträgen abzulehnen. Als Begründung nannte der Leiter der Behörde, Andrés Ramírez, dass die Antragsteller*innen das System „missbrauchen“ würden, um an die Grenze zwischen Mexiko und den USA zu gelangen. Momentan belegt Mexiko den dritten Platz auf der Liste der Länder, in denen die meisten Asylanträge gestellt werden – nach den USA und Deutschland. Das zeigt sich auch in der wachsenden Zahl der Asylanträge, die bei der Comar eingehen.
„Die Comar als Reisebüro zu nutzen und dadurch Dokumente von ihr zu erhalten, das ist nicht nur falsch, sondern stellt auch das ganze System auf die Probe. Es ist Missbrauch”, so Ramírez. Der Behördenleiter erklärt, dass es für Geflüchtete ausreiche, einen Antrag gestellt zu haben, um nicht abgeschoben zu werden. Während des laufenden Verfahrens könnten sie sich auch eine Arbeit in Mexiko suchen. Dies ermutige viele, den Antrag zu stellen, auch wenn sie nicht dauerhaft im Land bleiben wollen. Aus diesem Grund begann vor Kurzem ein Pilotverfahren in Tapachula. In der Grenzstadt zu Guatemala werden die meisten Asylanträge gestellt. Das neue Programm hat zum Ziel, Anträge von Personen, die keinen Anspruch auf Asyl haben, schnellstmöglich abzulehnen. Im Jahr 2022 registrierte die Comar ungefähr 119.000 Asylanträge und damit etwas weniger als im Vorjahr. Im Januar 2023 waren es jedoch schon doppelt so viele wie im Vorjahresmonat.
Zum ersten Mal in der Geschichte des Landes gingen auch 430 Anträge von Afghaninnen und Afghanen ein. Eine enorme Steigerung im Vergleich zu den gerade mal drei Fällen aus früheren Jahren. Selbst in 2022 hatte es nur sechs Anträge aus dem zentralasiatischen Land gegeben. Der Chef der Behörde hält es jedoch für unwahrscheinlich, dass viele Menschen aus Afghanistan in Mexiko bleiben wollen. Zu viele Aspekte des alltäglichen Lebens seien zu verschieden, von der Religion bis zur Esskultur. “Viele wollen nicht unbedingt in Mexiko bleiben, was verständlich ist. Es ist für sie eine ganz andere Kultur”, meint Andrés Ramírez. Stattdessen versuchten sie, in die USA auszuwandern, wo schon viele ihrer Landsleute leben. “Von den Antragsteller*innen ist fast niemand mehr hier”, ergänzt er.

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