Wenig Hilfe für Vergewaltigungsopfer

(Fortaleza, 10. März 2009, adital).- Opfer sexaulisierter Gewalt in Kolumbien suchen nach einer Vergewaltigung in seltenen Fällen medizinische Hilfe. Zu diesem Schluß kommt die internationale Organisation Ärzte ohne Grenzen MSF in ihrem Bericht „Zerbrochene Leben: die lebenswichtige Bedeutung sofortiger medizinischer Behandlung für die Opfer von sexualisierter Gewalt“. Darin vergleicht die Organisation ihre Erfahrungen in medizinischer Betreuung, Beratung und anderweitiger Hilfe für Tausende Opfer sexualisierter Gewalt in fünf Staaten: Burundi, DR Kongo, Kolumbien, Liberien und Südafrika.

Zu den Gründen, warum so wenige Frauen nach einer Vergewaltigung Hilfe suchen, stellt MSF fest: „Zu den Gründen, die sie davon abhalten, gehören unter anderem die Sorge vor Stigmatisierung und Probleme der Sicherheit“, so der Bericht. Eine Studie aus dem Jahr 2005 zeige auf, dass 17,5 Prozent der Frauen im geschlechtsreifen Alter mindestens einmal in ihrem Leben vergewaltigt würden.

Im vergangenen Jahr führte MSF eine Studie in fünf kolumbianischen Provinzen durch, in denen medizinische Teams der Organisation aktiv sind. Die Ergebnisse sind alarmierend: 35 Prozent der Frauen, die in mobilen Kliniken behandelt wurden, waren mindestens einmal Opfer einer Vergewaltigung geworden. In Gesundheitszentren und Krankenhäusern lag die Zahl bei 22 Prozent. Fast 90 Prozent der Opfer war zwischen 19 und 49 Jahren alt.

Dem MSF zufolge haben diese Frauen mit zahlreichen Hindernissen zu kämpfen, wenn sie im Anschluss einer Vergewaltigung Hilfe suchen. „Um sich in Behandlung zu geben, müssen die Opfer ihre Scham und die Angst um ihre Sicherheit überwinden. Von den Frauen, die sexualisierter Gewalt ausgesetzt waren, gaben 81 Prozent (in mobilen Kliniken) bzw. 95 Prozent (in Krankenhäusern) der Befragten an, das Schamgefühl sei der Hauptgrund war, warum sie keine Hilfe gesucht hhätten. Viele der Vergewaltigungen werden von Personen begangen, die den Opfern bekannt sind. Die Nähe zum Täter schürt Angst vor Vergeltungsmaßnahmen.“

Im Bericht wird betont, dass für die Frauen der Zugang zur nötigen Behandlung selbst dann nicht gewährleistet sei, wenn sie die ersten Hürden überwunden hätten: „Obwohl im kolumbianischen Gesetz die Betreuung der Opfer sexualisierter Gewalt festgeschrieben ist, garantiert ihnen das System weder medizinische noch psychologische Hilfe.“ Ärzte ohne Grenzen erinnerte daran, dass das Gesundheitssystem des Landes privatisiert wurde und nun von privaten Krankenversicherungen, die vom Staat bezahlt werden, verwaltet wird. Diese Firmen seien in den am dichtesten bevölkerten Gebieten angesiedelt und liessen so die ländlichen oder weiter abgelegenen Regionen praktisch ohne Zugang zu medizinischer Betreuung.

Im Anschluss an die 2008 durchgeführte Untersuchung startete das kolumbianische Team von MSF eine Kampagne, um den Zugang zu medizinischer Behandlung für Opfer sexualisierter Gewalt zu verbessern. Die Organisation forderte von der kolumbianischen Regierung, dass sie die Gesetzgebung diesbezüglich klarer formulieren sowie die Verfügbarkeit angemessener Hilfsleistungen für die Opfer sicherstellen müsse.

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