Tödliche Gewalt gegen Frauen* nimmt zu

(San Juan, 10. September 2022).- Die Karibikinsel Puerto Rico, Außengebiet der USA mit rund 3,2 Millionen Einwohner*innen, verzeichnet in diesem Jahr bereits 52 geschlechtlich motivierte Morde an Frauen*. Im gesamten Jahr 2021 wurden 53 Frauen* aufgrund ihres Geschlechts umgebracht. Zwölf Morde zählen als „Beziehungstaten“, das heißt, die Täter waren Partner oder Ex-Partner. Allein im September wurden bisher fünf Frauen* getötet.

Sektorenübergreifende Maßnahmen gefordert

Irma Lugo Nazario, Koordinatorin der Beobachtungsstelle für Geschlechtergerechtigkeit OEG, nannte die Zunahme der sozialen Gewalt in Puerto Rico besorgniserregend und forderte eine sektorenübergreifende, interdisziplinäre und interinstitutionelle Intervention, die auf Prävention und Bildung setzt. „Wir fordern, dass die Gewalt gegen Frauen öffentlich thematisiert wird und dass entsprechende Bildungsprogramme entwickelt werden, um ein Umdenken zu bewirken und das gesellschaftliche Bewusstsein zu schärfen“, erklärte Lugo Nazario. Die 2020 gegründete Beobachtungsstelle für Geschlechtergerechtigkeit ist ein Projekt, das die Situation geschlechtsspezifischer Gewalt in Puerto Rico analysiert, den Umgang der Regierungsbehörden beobachtet und Empfehlungen für die öffentliche Politik erarbeitet.

Aufklärungsrate unter 50 Prozent

Der Bericht der Beobachtungsstelle beruft sich auf Kriterien, die das Regionalbüros für Zentralamerika des Hochkommissariat der Vereinten Nationen für Menschenrechte und UN Women für die Erfassung von Feminiziden, gewaltsamem Verschwindenlassen und geschlechtsspezifischer Gewalt entwickelt haben. Sie dienen der Dokumentierung verschiedenen Arten von Femiziden: sogenannte „Beziehungstaten“, Transfeminizide, Morde innerhalb der Familie sowie Morde als Folge von Banden- und Drogenkriminalität. Aus dem Bericht geht hervor, dass über die Hälfte der Femizide (31 Fälle) bisher nicht aufgeklärt wurden. Die gewalttätigsten Monate im Jahr 2022 waren bisher der Juni und der Juli mit jeweils neun Femiziden. Neun Frauen und acht Mädchen wurden als vermisst gemeldet.
Der höchste Anstieg der geschlechtsspezifischen Gewalt in Puerto Rico war bisher im Jahr 2017 nach dem Hurrikan Maria zu verzeichnen.

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