8M 2025: Warum demonstrieren wir?

Mexiko-Stadt, 8. März 2023
Die Forderung „Wir wollen uns lebend und frei“ wird wohl noch viele Jahre aktuell bleiben.
Foto: TSolange via wikimedia
CC BY-SA 4.0

(Mexiko-Stadt, 3. März 2025, cimacnoticias/poonal).- Wie jedes Jahr haben sich Frauen* und Organisationen zusammengesetzt, um in einem politischen Dialog zu bestimmen, welche Inhalte wir am 8. März auf die Straße bringen wollen und was der Tag für uns bedeutet. Es wird auf das vergangene Jahr zurückgeblickt, um Fortschritte auszuwerten, doch der Schwerpunkt liegt vor allem auf den vielfältigen Formen patriarchaler Gewalt und all’ dem, was noch nicht erreicht wurde.

Warum gehen Frauen* auf die Straße? Über allem stehen die Forderung nach Gleichberechtigung in allen Bereichen und Räumen, nach Gerechtigkeit und der Protest gegen Diskriminierung, Ungleichheit, Missbrauch und Feminizid als extremste Form von Gewalt gegen Frauen*. In Mexiko werden etwa zwei gendermotivierte Frauen*morde pro Tag gemeldet, und das sind nur die Fälle, die auch als Feminizid gewertet werden. Frauen*rechte sind Menschenrechte, also Rechte, die jedem Menschen ab dem Tag der Geburt zustehen: das Recht auf körperliche und geistige Unabhängigkeit, das Recht auf eigene Ideen: Der 8. März wird auch genutzt, um die Frauen zu ehren, die in der Vergangenheit für eine bessere Welt kämpften und alles gaben, damit Mädchen zur Schule gehen können und Frauen das Wahlrecht kriegen, Zugang zu besser bezahlten Arbeitsplätzen bekommen und ihr Leben anderen Dingen widmen können als Haushalt und Kindererziehung.

Radikale Zärtlichkeit: Du tust es für dich und für die anderen

„Die Möglichkeit und vor allem den Mut zu haben, auf die Straße zu gehen und zu sagen, was man will, die Wahrheit zu sagen – das finde ich sehr befriedigend, weil man es für sich selbst tut. Man tut es aber auch für die, die vor einem da waren und vor allem für die, die noch kommen werden“, meint Sofia Gómez, feministische Aktivistin in Mexiko. Es gehe darum, unsere Forderungen sichtbar zu machen, und darum, die Kraft und Präsenz jeder einzelnen Frau* zu würdigen, die an der Demo teilnimmt, denn „es ist noch ein langer Weg bis zur Gleichberechtigung und zum Ende der Gewalt. Was uns antreibt, ist eine radikale Zärtlichkeit“, so Emma Obrador Garrido, Gründerin und juristische Generaldirektorin der Asociación Mujeres Abrazando México (AMAM). „Ich denke, vor allem geht es darum, deutlich zu machen, wie sehr das System uns im Stich lässt, und die Wut darüber zum Ausdruck zu bringen, dass Frauen* unsichtbar gemacht werden“. Es sei Zeit für einen „politischen Ikonoklasmus“. Der öffentliche Raum sei voll mit Orten, die Frauen* nicht respektieren oder von denen Frauen*unterdrückung ausgehe, zum Beispiel Banken, die für die wirtschaftliche Misere vieler Menschen und insbesondere Frauen* verantwortlich sind. Da ist die Wut der Frauen* über die Ereignisse in Atenco, wo sich die patriarchale Gewalt der Polizei und Sicherheitskräfte in vollem Umfang entfaltete. „Feministische Bewegungen töten keine Männer, aber patriarchale Umtriebe töten hier in Mexiko Mädchen und Frauen jeden Alters“, so Emma Obrador weiter.

Wenn Du nicht mitmarschieren kannst, werde anders aktiv!

Nicht jede* schafft es, an einer 8M-Demo teilzunehmen. Für einige von uns würde das eine zu große Konfrontation mit erlebter Gewalt bedeuten, andere müssen arbeiten und sich um Haushalt und Kinder kümmern; einige können nicht einmal ihr Haus verlassen. Marialú Castro ist Teil der Colectiva Discamexiquense, einer Initiative von Frauen* mit Behinderung(en). Sie appelliert an alle Frauen*, deren Lebensumstände es nicht zulassen, auf die Straße zu gehen und zu demonstrieren, den Kampf dort zu führen, wo sie sich befinden: auf der Arbeit, in ihrem sozialen Umfeld oder vom Bett aus. Sie selbst kämpft dieses Jahr auch von zu Hause aus. In Mexiko-Stadt findet sie keine Umgebung vor, die für sie geeignet wäre. Ihrer Meinung nach werden Feministinnen, die aus gesundheitlichen Gründen nicht auf die Straße gehen können, viel zu oft vergessen und körperliche Einschränkungen nicht mitgedacht. Die Parole „Wer nicht springt, ist ein Macho“ findet sie doof, weil sie nicht die Möglichkeit hat mitzumachen. Da sie es nicht schafft, jedes Jahr zu demonstrieren, agiert sie von zu Hause aus: „Wir müssen uns Sachen suchen, die wir von zu Hause aus, vom Bett aus tun können, und die Frauen*, die auf die Straße gehen, insbesondere diejenigen von uns, die sich als Feministinnen bezeichnen, haben die Verantwortung, für die Rechte aller Frauen* zu kämpfen, und damit sind auch wir gemeint, oder nicht?“ Marialú ist in sozialen Netzwerken aktiv und macht online Kunst-Interventionen. Für alle, die zur Demo gehen, hat sie ein paar Tipps zusammengestellt, die nicht nur für Frauen* mit Einschränkungen brauchbar sind:

Du gehst zu einer Demo? Dann bereite dich vor:

  1. Check die Route. Welche sicheren Orte kennst du auf dem Weg? Bis um wieviel Uhr kannst du mit öffentlichen Verkehrsmitteln wieder nach Hause kommen?
  2. Gibt es bestimmte Absprachen? Awareness- oder Schutz-Teams? Geh zu deiner Sicherheit nie allein. Wenn du doch allein unterwegs bist und dich nicht mehr sicher fühlst, such dir eine Gruppe, der du dich anschließen kannst, am besten eine, in der auch Kinder gehen.
  3. Sag einer Person deines Vertrauens Bescheid, dass du auf diese Demo gehst. Melde dich von Zeit zu Zeit bei ihr und lass und sie wissen, mit wem du unterwegs bist und wo du dich befindest.
  4. Iss was Vernünftiges, bevor du losgehst. Am besten ein ordentliches Frühstück, das nicht zu schwer im Magen liegt.
  5. Ruh dich in der Nacht davor aus: Emotionen, körperliche Probleme oder unerwartete Situationen verkraftest du besser, wenn du ausgeschlafen bist.
  6. Zieh bequeme Kleidung an: am besten eine langärmelige Bluse, um dich vor der Sonne zu schützen, und nimm Sonnencreme und einen Hut mit. Mit dem kannst du dein Äußeres ein bißchen verändern und wirst nicht so leicht erkannt. Unbedingt bequeme Schuhe tragen!
  7. Pack dir eine Gürteltasche oder eine leichte Tasche mit einem kleinen Erste-Hilfe-Set, Wasser und ein paar Energieriegeln, falls dein Blutzucker absinkt.
  8. Schreib dir eine Notrufnummer auf den Arm: So kannst du eine Vertrauensperson benachrichtigen, falls es Probleme gibt.

So, und nun viel Spaß und einen kraftvollen 8. März!

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