Wieder Kinder an Unterernährung gestorben

(Caracas, 23. Februar 2016, telesur).- In der nordkolumbianischen Provinz La Guajira sind erneut vier Kleinkinder an Unterernährung und fehlender medizinischer Betreuung gestorben. Damit sind in diesem Jahr bereits elf Kinder der Unterernährung in La Guajira zum Opfer gefallen; in der abgelegenen Provinz leben über zwei Millionen Menschen mit wenig Zugang zu Elektrizität, ungenügender Trinkwasserversorgung, ohne Kanalisation und wenigen medizinischen und Bildungseinrichtungen.

Wie Javier Rojas, Vertreter der Vereinigung Shipia Wayú (ein Verband traditioneller indigener Autoritäten) mitteilte, sei ein 18 Monate altes Mädchen der Ethnie Wayúu an Fieber und Verletzungen in Folge der Mangelernährung verstorben. Die anderen drei Opfer waren demnach ein 14 Monate alter Junge sowie Zwillinge, die in einem ländlichen Gebiet in der Gemeinde Manaure lebten. Angehörige betonten, die Kinder seien “verhungert”, da die Eltern kein Geld für eine ausreichende Ernährung der Kinder und ihren Transport in ein Betreuungszentrum hätten.

Regierung sieht keine humanitäre Krise

Der stellvertretende Gesundheitsminister Kolumbiens, Fernando Ruiz, versicherte, dass chronische Mangelernährung nicht direkt für den Tod dieser Kinder verantwortlich sei. “Jeder Tod durch Unterernährung ist beschämend für das Land und ein Makel für die Regierung. Es ist ein ewiger Schmerz” erklärte Ruiz, ohne auf die humanitäre Krise einzugehen, der sich die Bewohner*innen von La Guajira wegen der Vernachlässigung durch die Regierung ausgesetzt sehen.

Abdul Dasuki, ein Pädiater der in La Guajira tätig ist, erklärte gegenüber Telesur, dass die Hungersnot in diesem Teil Kolumbiens chronisch sei und seit Jahren bestehe. Er beklagte, dass er sich täglich mit schwerer chronischer Unterernährung, Verlust der Muskelmasse und Haarausfall sowie allgemeinen Entwicklungsverzögerungen beschäftigen müsse.

“Wir Ärzte die hier arbeiten, haben es satt, zuzuschauen, wie so viele Kinder an Hunger sterben. Wir haben es satt, so viele Kinder zu sehen, die staatlichen Schutz suchen und darum schreien. Wir wollen, dass die Kinderrechte in La Guajira und im ganzen Land respektiert werden”, forderte Dasuki.

Wasser wird seit Jahren knapper

In La Guajira ist mehr als jedes vierte Kind (27,9 Prozent) unterernährt. Es regnet immer weniger; der stärkste Rückgang wird in den Gemeinden Manaure und Riohacha verzeichnet. Die Regierung hat bereits ein Krisentreffen mit verschiedenen Ministerien und Institutionen einberufen. Darin wurde auch kritisiert, dass 17 Millionen Dollar für Wasser investiert werden, das aber dem Kohleabbau und nicht der Provinz La Guajira zu Gute kommt. Der Interamerikanische Menschenrechtsgerichtshof hat bereits vor Monaten Schutzmaßnahmen für die Kinder und eine garantierte Trinkwasserversorgung gefordert.

 

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