Konferenz zu Kinderarbeit endet mit wohlklingenden Appellen

von Andreas Behn, Rio de Janeiro

(Berlin, 15. Oktober 2013, npl).- Mit Appellen und dem Versprechen zusätzlicher Anstrengungen endete die III. Globale Konferenz zu Kinderarbeit in Brasilien. Neue Maßnahmen oder gar verbindliche Zielsetzungen zum Schutz von Jungen und Mädchen in der Arbeitswelt wurden nicht beschlossen. Lediglich das Ziel, bis 2016 die schlimmsten Formen der Ausbeutung von Kinderarbeit beispielsweise in Minen, unter lebensgefährlichen Bedingungen oder in Zwangsarbeit bis zum Jahr 2016 weltweit abzuschaffen, wurde erneut bekräftigt. Diese Maßgabe war auf der letzten Globalen Konferenz vor drei Jahren in Den Haag verabschiedet worden.

„Es fehlt nicht an Mitteln, sondern am politischen Willen“

Dass dies kein realistisches Ziel ist, hatte der Direktor der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO), Ruy Guder, bereits zum Auftakt des Treffens in der Hauptstadt Brasilia zugegeben. Mehrere Teilnehmer*innen zeigten sich am Freitag enttäuscht, dass keine neuen, konkreten Zielsetzungen formuliert wurden.

Mit den Worten: „Es fehlt nicht an Mitteln, sondern am politischen Willen“ brachte der ehemalige Präsident Brasiliens, Luis Inácio Lula da Silva, diesen Unmut auf den Punkt. Kinderarbeit sei überall dort auf der Welt zu finden, wo es Hunger und Armut gibt, so Lula vor über 1.000 Teilnehmer*innen aus Politik, Unternehmen und Gewerkschaften. „Ich habe als Jugendlicher Obst und Erdnüsse verkauft. Meine sieben Geschwister haben auch schon im Kindesalter gearbeitet, nicht weil es ihnen gefiel oder ihre Mutter es wollte, sondern weil es Zuhause nicht genug zu essen gab“, erklärte der frühere Gewerkschafter.

Weltweit müssen 168 Millionen Kinder und Jugendliche arbeiten

Sozialprogramme, Armutsbekämpfung und die Umverteilung des Einkommens seien der einzige Weg zu verhindern, dass Minderjährige arbeiten müssen, so das Fazit Lulas, der Brasilien von 2003 bis 2010 regierte. Zugleich verwies er auf die Erfolge Brasiliens im Kampf gegen Armut seit seine Arbeiterpartei an der Macht ist – ein Lob für seine eigene Politik sowie ein Beitrag zum Wahlkampf seiner Nachfolgerin und Parteikollegin Dilma Rousseff, die kommendes Jahr eine zweite Amtszeit anstrebt.

Anlass zum Handeln gibt es genug. Weltweit müssen laut dem jüngsten ILO-Bericht rund 168 Millionen Kinder und Jugendliche arbeiten. Etwa die Hälfte von ihnen schuftet unter schweren, ausbeuterischen Bedingungen. Zugleich vermeldete die ILO eine positive Tendenz: Zwischen 2002 und 2012 wurde die Zahl der Minderjährigen, die nicht zur Schule gehen sondern arbeiten, weltweit um 30 Prozent gesenkt.

Alternative Ansätze

Alternative Ansätze zum Umgang mit dem Phänomen der Kinderarbeit spielten während der Konferenz keine große Rolle. Viele Basisgruppen diskutieren angesichts der Unmöglichkeit, mittelfristig den ökonomischen Zwang zur Kinderarbeit zu beenden, Fragen wie Selbstorganisierung, Interessenvertretungen der Betroffenen oder spezielle Richtlinien für die Arbeitsbedingungen von Kindern.

Obwohl neben den zahlreichen Expert*innen auch Jugendliche ein eigenes Forum auf der Konferenz hatten, ging deren Vision nicht über die üblichen Appelle an den guten Willen der politischen Entscheidungsträger*innen hinaus.

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