Angriffe auf Journalist*innen nehmen zu

(San Salvador, 3. 08.2021, ARPAS).- Das Überwachungsstelle der Gewalt gegen die Journalist*innen (Centro de Monitoreo de Agresiones a Periodistas) hat allein zwischen Januar und Juli 2021 insgesamt 167 gewalttätige Angriffe auf Medienschaffende registriert, wovon die Mehrheit auf salvadorianische Staatsorgane zurückzuführen sind. Im Vergleich zu den letzten Jahren stieg die Zahl der registrierten Verstöße deutlich. Im Jahr 2018 listete APES 65 Fälle; nur ein Jahr später waren es bereits 77. Die Zahl vom letzten Jahr (125 Fälle) wurde dieses Jahr bereits innerhalb der ersten sieben Monate überschritten. Die Zahlen stammen aus dem Bericht „Die Lage der Pressefreiheit in El Salvador im Jahr 2021“, den der salvadorianischen Journalist*innenverband APES zum diesjährigen Tag der Journalist*innen vorgelegt hatte.

Die meisten Verstöße werden von staatlichen Instanzen verübt

Dazu die Expräsidentin von APES Angélica Cárcamo: „In den letzten Jahren wurde die Meinungsfreiheit immer weiter eingeschränkt“. Das Besorgniserregende daran sei die Tatsache, dass die meisten Verstöße von den Regierungseinrichtungen stammen. Aus dem Bericht geht außerdem hervor, dass die meisten Anzeigen auf die Einschränkung der journalistischen Tätigkeiten zurückgehen. Laut Cárcamo haben die Journalist*innen keinen freien Zugang zu den offiziellen Informationsquellen, und um diesen zu erlangen, „müssen sie die Pressestelle des Präsidentenhauses um Erlaubnis bitten; das heißt, es gibt eine Zentralisierung der Information“. Die Sperrung der öffentlichen Informationen ist mit am häufigsten Gegenstand der Beschwerden. Dass Präsident Nayib Bukele die Reform des Gesetzes, das diesen Zugang reguliert, vorgeschlagen hat, macht die Situation noch komplizierter. Der Bericht spricht auch die recht häufig praktizierte Online-Gewalt an, die sich mitunter auch physisch auswirkt. APES meldet außerdem verschiedene Vorkommnisse aus der Legislativversammlung; so werden Journalist*innen während ihrer Interviews mit Beamt*innen immer wieder ungefragt fotografiert oder mit Videokameras aufgenommen.

Besonders betroffen: Frauen und LGBTIs

Laut Susana Penate von APES stellen Journalistinnen den höchsten Prozentsatz der Betroffenen dar: Wie die Untersuchungen bestätigen, weisen die digitalen Verstöße oft einen frauenfeindlichen Hintergrund auf. Darüber hinaus kann man dem Bericht entnehmen, dass auch Journalist*innen aus der LGBTI-Gemeinschaft von Angriffen betroffen sind. Das zeigen der Fall von Jorge Beltrán Luna, einem Journalisten der Tageszeitung Diario de Hoy,  der von einem Polizisten der nationalen Zivilpolizei attackiert wurde, sowie ein vor kurzem stattgefundener Angriff eines Sicherheitsagenten der ehemaligen Vizepräsidentin Ana Vilma Escobar auf einen Journalisten. Vor diesem Hintergrund empfiehlt APES Schulungsmaßnahmen zur Förderung der Medienkompetenz, einen besseren Schutz der Journalist*innen durch die Medien und die Durchführung detaillierter Studien über die Gewalt in den sozialen Netzwerken.  Außerdem wird die Regierung dazu aufgefordert, die kritischen Medien und Journalist*innen nicht zu stigmatisieren.

 

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