(Guatemala-Stadt, 02. August 2010, cerigua).- Die Herrschaft und die Kontrolle über die Abfüllung von Drogen in Guatemala besitzen Otoniel Turcios Marroquín, Walter Overdick und Juan Alberto Ortiz sowie drei weitere Familien. Das zumindest besagt eine Studie, die vom Internationalen Institut für höhere Studien Woodrow Wilson in Mexiko und dem Institut Grenzüberschreitender Themen der Universität von San Diego, Kalifornien erarbeitet worden ist.
Laut einem Bericht der Tageszeitung elPeriódico sind es die Familien Mendoza, Lorenzana und León, welche den Transport der Drogen durch Guatemala garantieren. Sie sind vor allem in den Departments Petén, Zacapa und San Marcos aktiv, die allesamt im Grenzgebiet liegen, sowie in der Stadt Cobán, Alta Verapaz. In diesen Gegenden führen die Behörden die meisten Durchsuchungen und Verhaftungen durch.
Gegen Turcios Marroquín ist seit März 2006 seitens der Vereinigten Staaten ein Haftbefehl ausgestellt, aufgrund seiner Verbindung zum Transport von 1.600 Kilogramm Kokain, die vermutlich auf den Drogenmarkt von New York eingeschleust wurden. Seine Tochter Lorena Turcios wurde mit dem angeblichen Komplott eines Attentats gegen die Parlamentarierin Nineth Montenegro in Verbindung gebracht. Lorena Turcios war die Koordinatorin des Programms für ländliche Entwicklung in den Verapaces PRODEVER (Programa de Desarrollo Rural de las Verapaces), welches dem Nationalen Fonds für den Frieden FONAPAZ (Fondo Nacional para la Paz) angehört. In diesem Fonds hatte Montenegro eine Überprüfung der Mittelverwendung durchgeführt.
Walter Overdick verfügt ebenfalls in den Departments von Alta und Baja Verapaz über großen Einfluss. Gegen ihn liegen zwar derzeit keinen Strafprozesse an, jedoch war er in der Vergangenheit in Drogendelikte verwickelt. Seine Ehefrau, Marisol Barrios, und ihr gemeinsamer Sohn wurden während einer Durchsuchung seines Hauses zwischen Guatemala und Cobán festgenommen. Man fand Waffen, Munition, drei Kilo Kokain und Geräte zum Steuern von Flugzeugen.
Der zuständige Richter, Moisés Chavarría, ließ die Angehörigen Overdicks wieder frei, woraufhin die Staatsanwaltschaft gegen den Richter ein Verfahren wegen Missbrauchs von Autorität, Verletzung der Amtspflicht und gesetzesverstoßender Urteile einleitete. Chavarría wurde schließlich gegen eine Kaution von 30.000 Quetzales (ca. 2.900 Euro) auf freien Fuß gesetzt. Bereits im Juni des vergangenen Jahres hatte der Richter entschieden, vier mutmaßliche Drogenhändler der Bande Los Zetas freizulassen.
Juan Alberto Ortiz wiederum besitzt die Kontrolle über die Abfüllung von Drogen im Department San Marcos, an der Grenze zu Mexiko gelegen, während die Familie Mendoza den Markt im Petén beherrscht. Die Leóns kontrollieren Zacapa, an El Salvador angrenzend, und die Lorenzanas kontrollieren das zentrale Hochland und das Grenzgebiet zu Honduras; gegen vier ihrer Mitglieder ist ein internationaler Haftbefehl ausgestellt.
Die Studie enthüllt, dass die Familie Lorenzana zwischen 1990 und 2003 mit einem von Otto Herrera angeführten Kartell zusammenarbeitete. Demnach verließen die Drogen Kolumbien in Richtung El Salvador; von hier wurden sie in Lagerhallen nach La Reforma in Zacapa gebracht und später über Mexiko in die Vereinigten Staaten geschmuggelt.
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