(Fortaleza, 01. Oktober 2008, adital).- Die Menschenrechtskommission der Union Südamerikanischer Nationen UNASUR (Unión de Naciones Suramericanas) hat am 1. Oktober mit der Untersuchung des Massakers von Pando begonnen. Am 11. September waren in den bolivianischen Ortschaften Porvenir und Filadelfia im Departament Pando regierungstreue Kleinbauern und Indígenas angegriffen worden (siehe Poonal Nr. 813, 815). Über die Anzahl der Toten gibt es unterschiedliche Angaben, es wurden mindestens 18 Personen ermordet und Dutzende verletzt. Mehr als Hundert Personen gelten als vermisst. Die bolivianische Regierung und Kleinbauern beschuldigen den oppositionellen Präfekten von Pando, Leopoldo Fernández, sowie seine Verbündeten, das Massaker angeordnet zu haben.
Am 1. Oktober verkündete der Chef der Menschenrechtskommission der UNASUR, Rodolfo Mattarollo, er werde Gespräche mit den Verhafteten führen und alles Mögliche unternehmen, um die Verantwortlichen, zum Großteil Mitglieder des Bürgerkomitees von Pando, zur Rede zu stellen. Ein Teil von ihnen ist nach den Vorfällen in die Gemeinde Brasileia im Süden des brasilianischen Bundesstaats Acre geflohen.
Am 23. September erklärte der Richter William Dávila, Leopoldo Fernández habe die Entsendung bewaffneter Männer angeordnet, um einen Protestmarsch von Kleinbauern gegen die Politik der Gewalt des Präfekten zu stoppen. Daraufhin sei es zu dem Massaker gekommen. Der Präfekt selbst räumte ein, von der Vorbereitung des Aufmarsches gewusst zu haben. Zudem habe er den Einsatz von Regierungswagen zum Transport der bewaffneten Gruppen angeordnet. Aufgrund dieser Tatsache war er festgenommen und nach La Paz gebracht worden.
Laut indigenen Bewegungen und Kleinbauern aus Bolivien ist Leopoldo Fernández der intellektuelle Urheber des Massakers. Durchgeführt worden sei das Massaker von früheren Bauernführern, Mitgliedern der Gemeinderegierung, Bürgeraktivisten aus Cobija, Viehbauern und Politikern der oppositionellen Allianz Poder Democrático y Social (Podemos). In einer Pressemeldung von UPIC-Tierra beschuldigen die Kleinbauern außerdem brasilianische Drogenhändler, die am Massaker Beteiligten unterstützt zu haben.
Nach Informationen von UPIC-Tierra wurden mindestens 30 durch Schüsse verletzte Bauern auf Anordnung des brasilianischen Konsuls und des bolivianischen Außenministers David Choquehuanca in Krankenhäuser in Río Branco, im brasilianischen Bundesstaat Acre, gebracht, da sie in Cobija gefährdet gewesen seien. Die Anhänger*innen der Opposition hätten versucht, die medizinische Versorgung der Verletzten zu verhindern. Auch seien Bürgermeister von Gemeinden in Pando verfolgt und bedroht worden.
Kleinbauern beschuldigen vor allem folgende drei Personen, für das Blutbad vom 11. September verantwortlich zu sein: Luis Alberto Rojas, früherer Chef des Bauernverbandes von Pando, derzeitig tätig im Ressort Bodenschätze der Gemeinderegierung; Fermín Terrazas, stellvertretender Abgeordneter von Podemos, Besitzer von Grundstücken in der Gemeinde Nueva Alianza und im Jahr 2000 Chef des Bauernverbandes; Abel Janco, ehemaliges Mitglied von Podemos und Anführer der beteiligten Stoßgruppen, ebenfalls Besitzer von Ländereien in der Gemeinde Soberanía und derzeit Mitarbeiter der Gemeinderegierung.
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