von Laura Zierke und Birgit Krug
(San José, 23. März 2012, npl).- Mit einem riesigen Wumms hat am Freitag, den 16. März die puerto-ricanische Band Calle 13 ausgerechnet das 13. Internationale Kunst- und Kulturfestival FIA (Festival Internacional de las Artes) in Costa Rica eröffnet. 60.000 Menschen kamen zum Auftakt in den Sabana Park in der Hauptstadt San José, so die Veranstalter.
Umsonst und draußen ist die Devise des Kulturspektakels. 10 Tage lang verwandeln Bands aller Couleur, Performances, Ausstellungen und Theater die Parks und Straßen von San José in eine riesige Bühne. Die meisten Veranstaltungen, die im Rahmen des internationalen Kunst- und Kulturfestivals statt finden, sind gratis. So tummeln sich Jugendliche, Familien, Tourist*innen und andererseits Künstler*innen und Aussteller*innen aus verschiedenen Ecken Costa Ricas, der Welt und den unterschiedlichsten Gesellschaftsschichten auf dem Festival.
Festival Internacional de las Artes bringt San José zum Brodeln
Musiker*innen aus ganz Mittel- und Südamerika, Asien und Europa bespielen das Publikum Tag für Tag, Spiele aus Holz- und Recyclingmaterial faszinieren Groß und Klein, Stände mit einmaligen Handwerks- und Designprodukten zeigen Möglichkeiten jenseits der Massenware, die mit zunehmender Globalisierung in allen Ländern zu finden sind. Puppenspiel mit unterhaltsamen oder erzieherischem Inhalt erheitern die vielen Schüler*innen, die unter der Woche das Festival besuchen. Auf Straßen und in Bussen reißen Performances die Menschen aus ihrem Alltag.
Der diesjährige Ehrengast des Festivals ist Südkorea. Etwa 80 Künstler*innen des asiatischen Landes reisten nach Costa Rica um hier ihre Kunst vorzustellen und zeigen eine große Bandbreite ihrer Kultur. So kann das Publikum Elemente der traditionellen Schaustellerkunst Namsadang Nori sehen. Neben Tellerdreh-Artistik und anmutigem Tanz in traditioneller Kleidung, begeistern die Darsteller*innen mit einer kraftvollen Trommelperformance. Mit einem Battle Tae Kwon Do versus Breakdance verbinden die Crews K-Tigers und B-Boys traditionelle Kampfkunst mit zeitgenössischem Hip Hop.
Toleranz für das Unbekannte fördern
Das FIA ist nicht nur Plattform verschiedener kultureller Formen und Prägungen, die Künstler*innen sollen sich hier auch austauschen können. Die Bühne „Fidel Gamboa“, benannt nach einem kürzlich verstorbenen costaricanischen Musiker, stellt einen Marktplatz für vorwiegend mittelamerikanische Musiker*innen dar. Sie haben dort die Möglichkeit, sich vorzustellen, sich zu vernetzen und von Labels und Produzent*innen entdeckt zu werden. Funk mit Identitätsproblemen, wie die costaricanische Band Infibeat, hat hier genauso Platz wie der venezolanische Singer Songwriter José Alejandro Delgado, bei dem das Publikum immer mitsingt, auch wenn es die Lieder nicht kennt.
Ein Ziel des Festivals ist es, die Toleranz für das Andere, das Unbekannte zu fördern, so der Direktor des FIA, Anselmo Navarro. „Deswegen werden sehr unterschiedliche Kulturen und Künste präsentiert. Traditionelle und zeitgenössische Kunstformen sollen aufeinandertreffen,“ sagt Navarro.
Zusätzlich soll das Festival den Einwohner*innen San Josés ein Gefühl der Sicherheit in ihrer Stadt geben. Mit den Veranstaltungen, die oft bis Mitternacht andauern, sollen sich die Menschen den öffentlichen Raum zurückerobern. Die Nacht, die in diesen tropischen Breiten rund ums Jahr gegen 18.00 Uhr hereinbricht, und die zunehmende Kriminalität in den Straßen lassen die Josefinos (so die Bezeichnung der Hauptstädter*innen) sich in ihre Häuser zurückziehen. Nun bieten die Menschenmassen, die von den Veranstaltungen strömen, kriminellen Übergriffen die Stirn – zumindest für den Zeitraum des Festivals.
Costa Rica hofft auf bessere Wirtschaftsbeziehungen
Ein Konglomerat aus staatlichem, halbstaatlichem und privatem Sponsoring macht dieses Festival möglich. Die Gesamtkosten belaufen sich auf etwa zwei Millionen Euro. Die Hälfte davon sind staatliche Gelder Costa Ricas. Den Rest bestreiten Südkorea und europäische Länder, wobei das Ehrengastland den größten Teil trägt.
Dass Südkorea Gastland wurde und einen großen Teil der Finanzierung stellt, ist nicht nur dem Interesse beider Länder am Kulturaustausch geschuldet. Wie der Produktionsleiter Berny Abarca zu Verstehen gibt, sollen auf Basis dieser Begegnung der Kulturen wirtschaftliche und politische Beziehungen ausgebaut und gefördert werden. Über die wirtschaftlichen Kontakte, die Costa Rica mit den vorherigen Ehrengastländern Spanien und China pflegt, sind viele der Costaricaner*innen unzufrieden. Chinesische Produkte überschwemmen den einheimischen Markt und spanische Straßenbauunternehmen profitieren von öffentlichen Geldern ohne erkennbare Gegenleistungen.
Noch bis zum 25. März ist San José Schauplatz kultureller Diversität und offen für Menschen aus allen Orten und Bereichen. Ein Wunsch vieler Costaricaner*innen ist, dass davon auch etwas davon für den Rest des Jahres übrig bleibt.
Die Autorinnen bedanken sich herzlich beim NPLA für die Unterstützung, die diese Reise möglich gemacht hat. Pura Vida!
Weitere Infos:
https://www.facebook.com/fiacostarica
http://festivaldelasartes.go.cr/
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