Grabstein ohne Inschrift: Altnazi und „Colonia Dignidad“-Gründer Paul Schäfer beerdigt

(Venezuela, 25. April 2010, telesur).- Wie die chilenische Lokalpresse mitteilte, verstarb der 88-jährige ehemalige SS-Führer Paul Schäfer am 24. April in einem Gefängniskrankenhaus in Santiago de Chile an einem schweren Herzleiden. Schäfer verbüßte eine mehr als dreißigjährige Haftstrafe. Er war unter anderem wegen sexuellen Missbrauchs an Minderjährigen, schwerer Folter und Verstößen gegen das Waffengesetz verurteilt worden. Schäfer wurde in kleinem Kreis beigesetzt; auf seinem Grab liegt eine Steinplatte ohne Inschrift. Am Sonntagvormittag wurde der Leichnam zunächst in der Kapelle aufgebahrt, anschließend fuhr der Leichenwagen begleitet von einem PKW mit Schäfers Anwalt zum Friedhof. Einige Anwohner*innen aus dem Umfeld der Kapelle bewarfen den Leichenwagen im Vorbeifahren mit Erde.

Schäfer war nach dem Zweiten Weltkrieg aus Deutschland geflohen und gründete in Chile gemeinsam mit einigen deutschen Siedler*innen die Colonia Dignidad, die sich nach außen als gemeinnützige Einrichtung für elternlose und vernachlässigte Jungen ausgab. Hinter den Kulissen herrschte Schäfer jedoch despotisch über die Bewohner*innen der Siedlung, kollaborierte mit der Militärdiktatur und verging sich an Minderjährigen.

Schäfer tauchte 1997 unter, wurde aber im März 2005 in der argentinischen Hauptstadt Buenos Aires verhaftet und nach Chile ausgeliefert. Seitdem saß er im Gefängnis. Im Jahr 2006 wurde er wegen sexuellen Missbrauchs in mehr als 20 Fällen zu einer 20-jährige Haftstrafe verurteilt. Später kamen weitere Haftstrafen hinzu. Die Colonia Dignidad wurde nach Schäfers Verhaftung in Bayerisches Dorf umbenannt. Die heute etwa 150 Bewohner*innen distanzieren sich von der früheren Bestimmung der Siedlung und insbesondere von der Person Schäfers.

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