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(La Paz, 26. März 2025, bolpress).- Lithium spielt eine wichtige Rolle beim weltweiten Übergang zu neuen Energien und wird daher oft als „weißes Gold” bezeichnet. Lithium-Ionen-Batterien werden für Elektrofahrzeuge und elektronische Geräte benötigt; Verwendung finden die Batterien auch bei Systemen für die Speicherung erneuerbarer Energien. Bolivien verfügt zwar über riesige Rohstoffquellen, aber nun läuft das Land Gefahr, im Lithiumsektor abgehängt zu werden: Während Bolivien den Rohstoff liefert, sind es andere Länder, die Fortschritte bei Nutzung und technologischer Entwicklung machen.
„Saudi-Arabien des Lithiums“ schon Vergangenheit
Das Nachrichtenportal www.bloomberglinea.com berichtet offen, Bolivien sei einmal das „Saudi-Arabien des Lithiums“ genannt worden, spiele aber aufgrund der geringen Produktion in den Statistiken keine große Rolle mehr. Die Frage lautet daher, ob Bolivien es schaffen wird, die Verarbeitung seiner Lithium-Vorkommen selbst zu übernehmen oder ob andere Länder in der Rohstoffgewinnung und -weiterverarbeitung erfolgreicher sind und an Bolivien vorbeiziehen. Chile zählt bei der Lithiumproduktion weltweit zu den führenden Ländern. 2023 betrug die Produktion rund 44.000 Tonnen, nur Australien lag mit 86.000 Tonnen noch davor. 2023 veröffentlichte das Land eine „Nationale Lithium-Strategie“ („Estrategia Nacional del Litio“), die eine nachhaltige Entwicklung des Lithiumsektors vorsieht, um den Übergang bei der Energie und die Elektromobilität voranzubringen. Hierbei arbeiten der Staat und der Privatsektor zusammen.
Andere Länder setzen auf Kooperation mit Privatsektor
Auch Brasilien setzt bei seiner Strategie der technologischen Entwicklung auf die Beteiligung des Privatsektors, um der Elektromobilität einen Impuls zu geben. Deren Nachfrage nach Lithium–Ionen-Batterien ist von entscheidender Bedeutung. Die Autohersteller Renault und Zhejiang Geely Holding kündigten an, Fahrzeuge herzustellen und zu verkaufen, deren Emissionen gering sind oder bei null liegen. Innovation und Industrialisierung fokussieren auf eine nachhaltige Wirtschaft. Bolivien hingegen konzentriert sich vor allem auf den Abbau von Lithium; der Prozess der Weiterverarbeitung stößt immer wieder auf Hindernisse und stagniert. Bolivien verfügt mit dem Salar de Uyuni, der größten Salzpfanne der Erde, über eine der weltweit größten Reserven an Lithium. Bislang werden diese aber nur in eingeschränktem Maße abgebaut.
Bedeutung der Kreislaufwirtschaft wird zunehmen
Wir drohen den Zug zu verpassen. Örtliche Konflikte und die Untätigkeit der Asamblea Legislativa Plurinacional (eine der beiden Kammern von Boliviens Parlament) verhindern bislang, dass Bolivien zu einem relevanten Akteur in der weltweiten Lieferkette von industrialisierten Lithium-Produkten wird, während die Welt zu neuen Lösungen voranschreitet. Das Recycling von Lithium-Ionen-Batterien in Lateinamerika und in der Karibik befindet sich noch in der Anfangsphase, stellt aber eine nachhaltigere Alternative dar als der Abbau von Lithium. So wie die Nachfrage nach diesen Batterien aufgrund einer größeren Anzahl an Elektrofahrzeugen und der zunehmenden Bedeutung erneuerbarer Energien ansteigt, wird auch Recycling der Kreislaufwirtschaft einen Anstoß geben. Sollte Bolivien sich nicht stärker auf die technischen Möglichkeiten der Entwicklung und Verarbeitung konzentrieren, könnte es als bloßer Rohstoff-Lieferant zurückbleiben, während sich der Markt immer stärker in Richtung nachhaltiger Optionen entwickeln wird.
Unsere Lithiumvorkommen stellen eine einzigartige Chance für Bolivien dar, aber die Uhr tickt. Während andere Länder feste Schritte bei Elektromobilität und Recycling machen, laufen wir Gefahr, unsere Chance zu verpassen, indem wir zu lange zögern, bis wir uns entscheiden zu handeln. Es könnte sein, dass die Welt dann bereits eine andere ist und das „weiße Gold“ als Ressource von neuen Technologien verdrängt wird.
Der Lithium-Zug droht abzufahren von Nachrichtenpool Lateinamerika ist lizenziert unter Creative Commons Namensnennung-Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0 international.
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