(Berlin, amerika21/poonal).- Der indigene Aktivist Sergio Rojas Ortiz wurde am Abend des 18. März ermordet. Unbekannte Täter gaben in seinem Haus in Salitre im Süden des Landes mehrere Schüsse auf ihn ab. Rojas war führender Aktivist der Bribri-Indigenen und gehörte der Koordination der Nationalen Front Indigener Völker FRENAPI an. Gerade am Tag seiner Ermordung hatte Rojas Klage eingereicht, gegen die illegale Aneignung von indigenen Gebieten und die Zunahme der Drohungen gegen die indigene Gemeinschaft der Bribri.
Die Vereinten Nationen verurteilten den Mord an Rojas und forderten verstärkte Schutzmaßnahmen für die indigenen Gemeinschaften Costa Ricas. Die Organisation FRENAPI macht die Regierung des costa-ricanischen Präsidenten Carlos Alvarado für den Mord verantwortlich. Alvarado selbst bedauerte den Tod von Rojas und kündigte die Bildung einer Ermittlungsgruppe an. Verhaftet wurde bislang jedoch niemand.
Seit Jahren Enteignungen indigener Gebiete
Das Territorium der Bribri, das rechtlich den indigenen Gemeinden zusteht, ist seit Jahren umkämpft. Immer wieder kommt es zu Enteignungen durch nicht-indigene Gruppierungen. Rojas engagierte sich seit mehreren Jahren für die Landrechte der Bribri und galt als einer der wichtigsten Aktivisten des Landes. Bereits im September 2012 überlebte er einen Mordanschlag.
Aufgrund der anhaltenden Drohungen erhalten die indigenen Gebiete Salitre und Térraba bereits offiziell Schutzmaßnahmen durch die Interamerikanische Kommission für Menschenrechte. Dennoch kommt es immer wieder zu Gewalt und Landraub in den Gemeinden. Oft bleiben diese Taten ungestraft.
Forschungsgruppe: Gewalttaten keine Einzelfälle
Eine Forschungsprojekt der Fernuniversität UNED zeigt, dass der Mord an Rojas kein einzelner Gewaltakt war, sondern sich in eine lange Geschichte der Gewalt einreiht. Die Forscher*innen konnten von 2010 bis 2017 124 Gewalttaten nachweisen, die von nicht-indigenen auf indigene Personen ausgeübt wurden. Dazu zählen direkte physische Gewaltakte, wie auch das Niederbrennen von Häusern, Landraub und Bedrohung. Die Forschungsgruppe kritisierte zudem, dass von 2010 bis 2017 in nur 20 Prozent aller Berichte zur indigenen Bevölkerung Stimmen und Meinungen von indigenen Personen selbst berücksichtigt wurden.
Auch Lucy Rojas, Aktivistin und Tochter von Sergio Rojas, sieht dies als großes Problem an und verdeutlicht noch einmal, dass ihr Vater auch nach seinem Tod noch verfolgt und verunglimpft wird. Auch deshalb fordert sie eine schnelle Aufklärung: „Wir als Kinder fordern die Regierung auf, den Fall genau zu untersuchen und Spuren und Hinweisen zu folgen. Wir haben bestimmte Personen in Verdacht und wir fordern, dass in diese Richtung genauestens untersucht wird. Denn wir wissen, dass es Menschen gibt, die ihn bis in den Tod und darüber hinaus gehasst haben.“
Indigener Aktivist in Costa Rica erschossen von Nachrichtenpool Lateinamerika ist lizenziert unter Creative Commons Namensnennung-Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0 international.
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