Indigenen-Streik vorerst beendet

Landesweiter Streik Ecuador
Szene der Proteste in Ecuador. Foto: Josué Araujo @la.mala.foto/Wambra

(Quito, 23. Oktober 2025, prensa latina/poonal).- Nach einem Monat andauernder Proteste gegen ein Ende der Subventionen auf Diesel und weitere Maßnahmen der Regierung von Daniel Noboa ist der landesweite Streik vorerst beendet worden. Das hat der Vorsitzende des Indigenen-Dachverbands von Ecuador, Conaie (Confederación de Nacionalidades Indígenas del Ecuador), Marlon Vargas, am 22. Oktober angekündigt.

Angesichts „brutaler Repression“ seitens der Staatsgewalt mit drei Toten und Dutzenden Verletzten habe man die „schwierige aber notwendige“ Entscheidung getroffen, den Streik zu beenden, die blockierten Straßen zu räumen und in die eigenen Gemeinschaften zurückzukehren, heißt es in der am 22. Oktober veröffentlichten Erklärung. „Wir verlangen von Präsident Daniel Noboa, unsere Gemeinden zu demilitarisieren, die Verhafteten freizulassen und die Familien der Opfer zu entschädigen“, forderte der Dachverband Conaie und versicherte: „Unser Kampf hört nicht auf.“

Indigene in Provinz Imbabura wollen weiter protestieren

Zuvor hatte Noboa in einem Radiointerview angekündigt, die Straßen in der Provinz Imbabura umgehend freizugeben. Imbabura war das Epizentrum der Demonstrationen. Trotz der Beendigung des Streiks gingen dort auch am 23. Oktober Hunderte auf die Straße, um an die Opfer der Proteste zu erinnern. „Wir gedenken an Efraín Fuerez, José Guamán und Rosa Paqui, die ihr Leben in diesem Kampf gegeben haben. Sie sind nicht umsonst gestorben; ihre Stimmen bleiben in jedem indigenen Gebiet lebendig“, erklärte die lokale Indigenenorganisation Unorcac. Die nicht dem Conaie angehörende Organisation erklärte zudem, den Widerstand in der Provinz Imbabura fortsetzen zu wollen.

Im Fall von Efraín Fuerez hatte sogar einer der höchsten Militärkommandeure Ecuadors, General Manuel Dávila, zugegeben, dass sein Tod die zulässige Anwendung von Gewalt „übersteigt“. Verteidigungsminister Gian Carlo Loffredo hingegen dankte den Sicherheitskräften und erklärte, diejenigen, die „gegen den Fortschritt“ seien, spielten keine Rolle mehr.

Indigene wollen beim Referendum mit „Nein“ stimmen

„In den vergangenen Tagen wurden wir Zeugen einer brutalen Repression gegen unsere Brüder und Schwestern in verschiedenen Provinzen des Landes“, erklärte der Vorsitzende des Conaie. „Als Ergebnis haben wir drei Tote, Dutzende Verletzte und ganze Gemeinden, die in Angst und Repression leben.“ Vargas wiederholte die Anschuldigungen von Menschenrechtsverletzungen seitens der Regierung. Er betonte, dass die Versammlungen in den indigenen Territorien weitergehen und man sich auf die Kampagne für ein „Nein“ beim anstehenden Referendum vorbereite, das am 16. November in Ecuador stattfindet. Bei dem von Noboa angestrebten Referendum wird über die Errichtung ausländischer Militärbasen, einen Stopp staatlicher Förderungen von politischen Bewegungen und Parteien, eine Reduzierung der Zahl der Parlamentsabgeordneten und die Einrichtung einer Verfassunggebenden Versammlung zur Ausarbeitung einer neuen Verfassung abgestimmt.

Der landesweite Streik hatte am 22. September ausgehend von indigenen Organisationen begonnen. Seitdem hatten sich Studierende, Arbeiter*innen und verschiedene soziale Kollektive den Protestaktionen in Städten wie Guayaquil, Cuenca und Quito angeschlossen. Zu den Forderungen gehörte auch eine Senkung der Mehrwertsteuer auf zwölf Prozent sowie die Freilassung aller festgenommenen Demonstrant*innen. Polizei und Militär versuchten, die Proteste zu unterbinden. Bei den Protesten kamen drei Menschen ums Leben, davon wurden zwei erschossen. Es gab etwa 300 Verletzte sowie über 140 Festnahmen, von denen zwölf Personen wegen „Terrorismus“ angeklagt werden.

Die Regierung weigert sich weiterhin, den Subventionsstopp auf Diesel zurückzunehmen. Nach der Beendigung des Streiks kündigte Noboa zwar an, den Preis für die Gallone Diesel von 2,80 Dollar bis zum Februar leicht auf 2,70 zu senken. Vor dem Subventionsstopp lag dieser Preis jedoch noch bei 1,80 Dollar pro Gallone. Für den Conaie und andere Kollektive ist diese Maßnahme Teil eines Deals mit dem Internationalen Währungsfonds, der die Lebenshaltungskosten in Ecuador weiter erhöht.

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