Von Barbara Klitzke Rozas
(27. Mai 2017, amerika21).- Der guatemaltekische Kongress hat vergangene Woche den Ausnahmezustand für die Gemeinden Ixchiguán und Tajamulco im Departement San Marcos ausgerufen. Ein Jahrzehnte andauernder Grenzzwist zwischen den Gemeinden hat schon seit längerem zur Vertreibung der Dorfbevölkerung und bewaffneten Auseinandersetzungen geführt. Ein großes Militär- sowie Polizeiaufgebot will in 30 Tagen die Schlafmohnfelder zerstören und die Verantwortlichen für den Konflikt verhaften.
Ein Bericht der Präsidialen Kommission für Dialog (CPD) ortet den Beginn des Konflikts im Jahr 1933, als das Quartier Ixchiguán zur von Tajamulco unabhängigen Gemeinde erklärt wird, ohne dass die Grenzen definiert wurden. Die Region wurde seit jeher vernachlässigt und verarmte zusehends. Die Armut liegt bei 90 Prozent, die Analphabetenquote bei 80 Prozent. Ende der 1980er Jahre begann die verarmte Bevölkerung mit dem Anbau von Schlafmohn für die Opiumproduktion, um einen Ausweg aus der ökonomischen Misere zu finden. Dies führte zur Unregierbarkeit des Gebietes und zuletzt zu andauernden Konflikten zwischen verschiedenen bewaffneten Gruppen. Bis 2017 wurden 99 Familien von ihrem Land vertrieben. Die Bürgermeister beider Gemeinden sowie die CPD betonen jedoch, dass der Grund für den bewaffneten Konflikt nicht die Mohnproduktion für den Drogenhandel sei, sondern Grenzstreitigkeiten zwischen beiden Gemeinden.
Nach den ersten drei Tagen des Militäreinsatzes wurden Mohnfelder zerstört, Verhaftungen durchgeführt und einige Familien zurück zu ihren Häusern geführt. Kritische Stimmen merken an, dass dieser Einsatz eher eine Alibiübung der Regierung sei, um Zustimmung der Bevölkerung und der USA „im Kampf gegen Drogen“ einzuheimsen. Was aber sei mit den Grundbedürfnissen der Bevölkerung im Allgemeinen, die durch den Staat nicht befriedigt werden können, sagt Eliu Orozco, ein Ratsmitglied der Maya-Mam aus San Marcos. Außerdem würden die Pflanzen nur in den zwei Gemeinden Ixchiguán und Tajamulco zerstört, aber nicht in anderen angrenzenden Gebieten.
Die Journalistin und Autorin Irmalicia Velásquez Nimatuj bezeichnet die Aussage der Regierung, die Situation in den Gemeinden in 30 Tagen unter Kontrolle zu bringen, als „Lüge“. Es gehe in dem Konflikt um Grenzstreitigkeiten und nicht um Drogen. Diese Repressionspolitik sei zudem längerfristig zum Scheitern verurteilt. Das beste Beispiel hierfür sei die Drogenpolitik Mexikos, „tausende Tote und kein Ende“.
(Mit informationen von el periodico / copae / el periodico)
Ausnahmezustand und Militäreinsatz in San Marcos in Guatemala von Nachrichtenpool Lateinamerika ist lizenziert unter Creative Commons Namensnennung-Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0 international.
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