von Silvia Núñez Esquer
(Mexiko-Stadt, 08. September 2010, cimac).- Um gegen fünf ungerechtfertigte Entlassungen und für mehr Demokratie innerhalb ihrer Gewerkschaft zu demonstrieren, ist eine Gruppe von Arbeiter*innen des Monteurbetriebs von Ford im Industriepark von Hermosillo am 08. September 2010 in den Hungerstreik getreten.
Inés Romero, eine der fastenden und entlassenen Arbeiterinnen, erklärte gegenüber Cimacnoticias, dass sie bereits vor fünf Monaten eine interne Mobilisierung zur Demokratisierung des Betriebs eingeleitet hätten, da ihr Generalsekretär Ricardo Martínez sich weigerte, eine Hauptversammlung einzuberufen.
Zuvor hatten sie erfolglos versucht, die Regierung des Bundesstaates Sonora als Vermittlerin zu gewinnen, um Generalsekretär Martínez zu bewegen, eine Versammlung einberufen. Daher begannen sie nun mit dem öffentlichen Fasten auf einem Protestcamp vor dem Regierungspalast. Auf einer Plane stand zu lesen: 1.208 Tage ohne Versammlung, 151 Tage Einforderung von Rechten, 894 Tage Straffreiheit und schon fünf Menschen gekündigt.
Elvia Robles, eine weitere gekündigte Demonstrantin berichtete, dass ihr Gewerkschaftsführer alles mit den Verantwortlichen des Unternehmens vereinbare, sogar die Kündigungen. Des Weiteren wären sie sich auch nicht über die Gewerkschaftsbeiträge im Klaren, die sie jede Woche beisteuerten.
Diese Arbeiterinnen und Mütter, die Autos montieren, seien vom Gewerkschaftsführer verleumdet worden. Er würde verbreiten, dass sie die Kündigung mit einer entsprechenden Vergütung akzeptiert hätten, was diese rundweg verneinen. Im Gegenteil, sie hätten schon eine Klage wegen ungerechtfertigter Entlassung eingeleitet.
Wir machen dasselbe wie die Männer
Inés Romero arbeitet am Fließband, in der Schlussmontage der Karosserie. Ihre Arbeit besteht darin, unter dem Wagen die Bolzen zu justieren. „Wir sind Techniker wie die Männer“, alle sind gleich, erklärt sie. Davor hat sie in der Qualitätskontrolle gearbeitet. Während den acht Jahren bei Ford hat sie verschiedene Stufen durchlaufen.
Um in jeder der drei Schichten (früh, abends, nachts) verfügbar zu sein, müssen die Arbeiterinnen bei Ford eine Aufsicht für ihre Kinder organisieren; entweder, indem sie an die Solidarität anderer Familien appellieren oder sie dafür bezahlen, da das Werk über keine Kindertagesstätte verfügt.
Elvia Robles erklärt, dass von insgesamt 2.800 Arbeiter*innen bei Ford Hermosillo ca. 500 Frauen sind. Alle müssten der Gewerkschaft beitreten, um unter Vertrag genommen zu werden. Deshalb ist es unvermeidlich, dem Verband anzugehören, der von Ricardo Martínez geleitet wird.
Inés betont, dass die Mehrheit der Arbeiterinnen Mütter sind und aus diesem Grund eine Arbeit suchen würden, die ihnen finanzielle Stabilität ermöglicht und medizinische Versorgung bietet. Heute sind beide entlassen, nur weil sie gewerkschaftliche Demokratie eingefordert hätten.
Die nun Ex-Angestellten von Ford, die sich im Hungerstreik befinden sprachen sich zudem für die Integration der Frauen in die Leitung der Gewerkschaft aus.
Einer der Gründe, die der Monteurbetrieb Ford für die fünf Kündigungen angab, ist die Störung der Ordnung durch Flugblätter verteilen während der Arbeitszeit. Dies wird von den Arbeiterinnen jedoch bestritten.
Nach zwei Tagen wurde zumindest das Protestcamp freiwillig wieder geräumt. Eine Einigung sei noch nicht erzielt worden, doch „die Dinge laufen gut“, wie Inés Romero erklärte.
Arbeiter*innen von Ford Hermosillo im Hungerstreik von Nachrichtenpool Lateinamerika ist lizenziert unter Creative Commons Namensnennung-Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0 international.
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