
(Madrid, 21. Januar 2025, el salto/poonal).- Nach fast 50 Jahren ist Leonard Peltier, der am längsten inhaftierte politische Gefangene der USA, in den Hausarrest entlassen worden. Der Menschenrechtler und Aktivist der nordamerikanischen indigenen Sioux-Chippewa war 1977 zu zweimal lebenslänglich verurteilt worden. In einem widersprüchlichen und umstrittenen Prozess wurde Peltier für schuldig befunden, 1975 zwei FBI-Agenten in der indigenen Pine Ridge Reservation im US-Bundesstaat South Dakota ermordet zu haben.
Der mittlerweile 80-Jährige war bis jetzt der am Längsten in den USA inhaftierte politische Gefangene. Er wurde am 6. Februar 1976 inhaftiert und kam erst jetzt, nach einer Umwandlung seiner Strafe durch Joe Biden nur 14 Minuten vor Ende seiner Amtszeit als US-Präsident, in lebenslangen Hausarrest.
Die Tat, für die er verurteilt wurde, ereignete sich im Juni 1975. Zwei in zivil gekleidete Polizisten drangen in die Farm Jumping Bull in der Pine Ridge Reservation ein, um den jungen Indigenen Jimmy Eagle zu verhaften, der Cowboystiefel gestohlen haben soll. Auf der Farm waren allerdings Aktivisten des American Indian Movement (AIM) untergebracht. Sie waren von den Eigentümer*innen eingeladen worden, um in der Gegend für Sicherheit zu sorgen, nachdem es dort mehrere Auseinandersetzungen gegeben hatte.
Nach einer Schießerei waren die beiden Polizisten sowie der junge Indigene Joe Stuntz tot. Für die Todesopfer von Pine Ridge wurden drei AIM-Mitglieder vor Gericht gestellt: Darryl Butler, Robert Robideau und Leonard Peltier (die Todesumstände von Stuntz wurden nicht untersucht). Butler und Robideau standen 1976 vor Gericht und wurden schließlich freigesprochen, da nicht bewiesen werden konnte, dass die von ihnen abgefeuerten Schüsse tatsächlich zum Tod der beiden Polizisten geführt und da sie in Selbstverteidigung gehandelt hatten.
Kurze Flucht nach Kanada
Peltier war nach Kanada geflohen, weil er überzeugt war, keinen fairen Prozess zu bekommen. Er wurde festgenommen und 1977 zu zweimal lebenslänglich verurteilt, obwohl die ballistischen Untersuchungen zeigten, dass die tödlichen Schüsse nicht aus dem Gewehr stammten, das Peltier benutzt hatte. Das geht aus FBI-Unterlagen hervor, die im Oktober 1975 zu den Akten gelegt und erst zwischen 2002 und 2005 mit Hilfe des Informationsfreiheitsgesetzes (FOIA) an die Öffentlichkeit gelangten.
Zwar soll Peltier geschossen haben, doch in dem soeben erschienenen Dokumentarfilm „Free Leonard Peltier“ sagt er, er sei nicht in der Nähe der FBI-Agenten gewesen und werde zum Sündenbock gemacht. Er hat immer seine Unschuld bekräftigt und sich geweigert, ein Geständnis abzulegen, obwohl ihm das eventuell bei einer Begnadigung geholfen hätte. Noch im Juli 2024 agitierte der damalige FBI-Chef Christopher Wray gegen eine mögliche Bewährung Peltiers mit dem Hinweis, dieser sei ein „gnadenloser Killer“.
„Endlich ist es vorbei. Ich komme nach Hause“
„Endlich ist es vorbei. Ich komme nach Hause“, wird Leonard Peltier zitiert, als er aus dem Bundesgefängnis, in dem er inhaftiert war, entlassen wurde. „Ich will der Welt beweisen, dass ich ein guter Mensch mit einem guten Herzen bin. Ich will den Menschen helfen, so wie es mir meine Großmutter beigebracht hat.“
Sein Fall war ein internationales Symbol für die Misshandlungen der nordamerikanischen Indigenen seitens des US-amerikanischen Strafsystems. Neben diversen Menschenrechtsorganisationen und dem EU-Parlament forderten Persönlichkeiten wie Nelson Mandela, Rigoberta Menchú und Desmond Tutu seine Freilassung. Selbst James Reynolds, ein ehemaliger Staatsanwalt, der Teile des Prozesses gegen Peltier führte, gehörte 2017 zu den Stimmen, die seine Freilassung forderten. Obwohl Reynolds den Inhaftierten nicht für unschuldig hielt, gab er zu, dass die Regierung wusste, dass es nicht Peltier war, der die tödlichen Schüsse abgab.
Der genaue Tatablauf wurde in dem Dokumentarfilm „Incident at Oglaia“ von 1992 rekonstruiert, von Regisseur Michael Apted und produziert von dem Schauspieler Robert Redford. Die Band Rage Against the Machine erzählte seine Geschichte in ihrem Song „Freedom“.
Leonard Peltier aus Gefängnis entlassen von Nachrichtenpool Lateinamerika ist lizenziert unter Creative Commons Namensnennung-Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0 international.
Schreibe einen Kommentar