(Mexiko-Stadt, 01 November 2021, la jornada).-. Am Sonntagnachmittag eröffneten Teile der Nationalgarde das Feuer auf ein Fahrzeug, in dem 13 Migranten unterwegs waren. Nach Aussagen von Menschenrechtsaktivist*innen wurde ein kubanischer Staatsbürger getötet, vier weitere erlitten Schussverletzungen. Der Angriff ereignete sich in der Gemeinde Pijijiapan in Chiapas. Die Generalstaatsanwaltschaft hat ein Ermittlungsverfahren wegen Mordes gegen die Personen einleitet, die für den Tod des kubanischen Migranten Cristóbal „N“ verantwortlich sind. In dem Pick-up befanden sich zum Zeitpunkt des Angriffs neben dem Fahrer acht Kubaner, drei Ghanaer und ein Brasilianer. Ersten Berichten zufolge hatte der Fahrer des Fahrzeugs eine Aufforderung anzuhalten ignoriert, woraufhin die uniformierten Beamten das Feuer eröffneten. Die örtliche Staatsanwaltschaft gab an, nach Bekanntwerden des Vorfalls sechs Angehörige der Polizeistation des Bezirks Istmo Costa zu der unbefestigten Straße zur Kolonie El Progreso in Pijijiapan entsendet zu haben. In dem weißen Pick-up mit Doppelkabine und Kennzeichen der Provinz Chiapas habe sich der leblose Körper des kubanischen Migranten befunden. Da der Körper Schussverletzungen trug, habe man Beweismittel gesichert und das Fahrzeug konfisziert. In dem Pick-up habe man ein Gewehr mit Magazin sicherstellen können.
Erschießung wegen einer Odnungswidrigkeit
Irineo Mújica, Menschenrechtsaktivistin und Leiterin der Gruppe „Pueblos sin Fronteras“, versicherte, die Insassen hätten zur „Karawane für Gerechtigkeit, Würde und Freiheit von Migrant*innen“ gehörten, die am 23. Oktober ihren Marsch von Tapachula nach Mexiko-Stadt begonnen hatte, um gegen die schleppende Bearbeitung ihrer Transit- oder Asylanträge zu protestieren. „Die Schilderung der Nationalgarde stimmt mit dem überein, was unsere Leute ausgesagt haben: dass der Fahrer aufgefordert wurde anzuhalten, und als er das nicht tat, haben sie eben geschossen. Dabei ist das eine Ordnungswidrigkeit, außerdem wissen sie, dass die Karawane selber ihre eigenen Vorsichtsmaßnahmen hat und dass es viele Migranten gibt, die trampen und viele, die belästigt werden. Wie kommen sie also darauf, einfach zu schießen? Die Karawane war völlig friedlich unterwegs, die Leute kämpfen für ihre Freiheit, es ist einfach nur grausam, auf diese Menschen zu schießen.“ Auch Wilner Metelus, Vorsitzender des Bürgerkomitees zur Verteidigung der Afro-Mexikaner, reagierte empört: „Der Angriff auf die Migranten ist ein Hassverbrechen und ein weiterer Beweis für die von der Einwanderungsbehörde und der Nationalgarde betriebene Verfolgungsjagd auf Migrant*innen an der Südgrenze. Wir fordern die mexikanische Regierung auf, die Verfolgung haitianischer und afrikanischer Migrant*innen einzustellen. Diese Menschen haben ihre Länder aus Not verlassen, sie fliehen vor der Armut und stellen keine Bedrohung dar.“ Die Nationale Menschenrechtskommission (CNDH) habe bereits Leute nach Pijijiapan geschickt, wo die Verletzten im Krankenhaus liegen. erzählt Mujíca. Morgens habe sich die Gruppe noch zusammen mit den anderen Mitgliedern der Karawane in Mapastepec aufgehalten, dann aber habe es Berichte über die Razzien gegeben, so dass viele Gruppen beschlossen weiterzugehen. Der Pick-up habe die 13 Leute mitgenommen und sei dann beschossen worden. „In der Morena-regierten Gemeinde Mapastepec haben sie uns nicht einmal Wasser gegeben und uns angefeindet; alle sagten, dass die Nationalgarde bald da sein würde, und dann fing es auch noch an zu regnen. Der ganze Tag war eine Katastrophe. Deshalb hielten es einige für besser, abzureisen und in Pijijiapan auf uns zu warten“, erzählt Mujíca.
Nationale Menschenrechtskommission soll die Untersuchung beaufsichtigen
Aufgrund einer Beschwerde der Initiative Pueblos Unidos Migrantes (PUM) hat auch die Nationale Menschenrechtskommission eine Untersuchung der Vorfälle eingeleitet und bei der Generalstaatsanwaltschaft von Chiapas Einsicht in die Ermittlungsakte beantragt. Angehörige der Organisation seien vor Ort, um den Verletzten Unterstützung zukommen zu lassen.
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