(Bogotá, 7. Januar 2022, contagio radio/poonal).- Zwischen Januar und November 2021 wurden in Kolumbien über 72.000 Menschen Opfer von gewaltsamer Vertreibung. Das gab das UN-Büro für humanitäre Angelegenheiten (OCHA) bekannt. Das ist ein Anstieg von fast 200 Prozent im Vergleich zu 2020. Weitere 57.800 Menschen wurden zwangsweise auf ihren Gebieten festgehalten.
Nur etwa 18.000 der Opfer von Vertreibungen konnten demnach wieder in ihr Zuhause zurückkehren; 53.000 Menschen sind noch immer vertrieben und auf humanitäre Hilfe seitens der kolumbianischen Regierung angewiesen. Da es für sie keine Garantien für Ernährung, Gesundheit oder Sicherheit gibt, war eine Rückkehr bislang unmöglich.
Laut dem UN-Büro gehen rund ein Drittel der Massenvertreibungen auf Bedrohungen bewaffneter Gruppen auf dem Land zurück, zumeist über Flugblätter, die sich direkt gegen die dortigen Gemeinden richten. Andere Vertreibungen finden aufgrund von Kämpfen statt, die das Leben der Zivilbevölkerung gefährden. „Zwischen Januar und November 2021 waren mindestens 239.000 Menschen von bewaffneter Gewalt betroffen“, schreibt das OCHA in dem Bericht. „Mindestens 17.400 Menschen wurden bedroht, über 1.600 Personen wurden ermordet.“
Afrokolumbianer*innen und Indigene besonders betroffen
Über die Hälfte der Vertriebenen sind Afrokolumbianer*innen, vor allem aus dem Department Nariño und weiteren Gebieten im südkolumbianischen Pazifikraum. Etwa 15 Prozent der Betroffenen sind Indigene. Auch Bewohner*innen der kolumbianischen Grenzregionen zu Ecuador und Venezuela wurden häufig vertrieben, wo die Präsenz bewaffneter Gruppen sowie der Drogenhandel besonders stark sind. Diese bewaffneten Kämpfe haben laut dem Bericht 2021 um 36 Prozent zugenommen. Der schlimmste Monat war der Mai mit jeweils über 10.000 Vertriebenen und Festgesetzten. Als Grund dafür wird der Höhepunkt der sozialen Proteste in Kolumbien angegeben.
Von den Menschen, die gezwungen sind, auf ihrem Territorium zu bleiben, waren 78 Prozent Indigene, vor allem im nordkolumbianischen Department Chocó sowie 18 Prozent Afrokolumbianer*innen. Laut UN wurden sie zum Teil durch die Installation von Antipersonenminen an ihrer Mobilität gehindert, sowie durch direkte Drohungen gegen die Gemeinden.
Mehrere Gemeinschaften haben in diesem Zusammenhang Kritik an der Rolle der Streitkräfte geübt. Diese verhalte sich häufig passiv oder kollaboriere sogar mit illegalen Operationen bewaffneter Gruppen. Dies habe sich etwa im Chocó gezeigt, besonders in der Gegend um Boyayá und Bajo Atrato.
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