Welle tödlicher Gewalt gegen Transgender-Personen in Mexiko

Regenbogen- und Transgender-Flagge am Regierungsgebäude von Mexiko-Stadt in 2022. Foto: Wotancito via wikimedia commons, CC BY-SA 4.0 DEED.

(Mexiko-Stadt, 20. Januar 2024, amerika21).- Die bekannte mexikanische Transgender-Aktivistin Samantha Gómez Fonseca ist am 14. Januar im Süden von Mexiko-Stadt erschossen worden. Sie ist die fünfte Transfrau, die seit Jahresbeginn in Mexiko gewaltsam ums Leben kam.

Verschiedene Kollektive protestierten am Tag nach dem Mord vor dem Präsidentenpalast in der Hauptstadt gegen „die Welle von Transfeminiziden“ und verlangten Respekt für Trans-Personen.

Der Täter lauerte Gómez auf, nachdem sie das Gefängnis von Mexiko-Stadt verließ. In einer Pressekonferenz erklärte der Stadtpräsident Martí Batres, dass die Aktivistin angeblich ihren „Partner im Gefängnis” besucht habe und für die Abreise ein Taxi nahm. “Dann, als das Taxi an einer Schwelle seine Fahrt verlangsamte, war da eine Person, die offenbar schon wusste, dass sie dort vorbeikommen würde, und die eine Waffe auf sie richtete und sie erschoss“, fügte er hinzu.

Gómez, die nur 37 Jahre alt wurde, kämpfte für die Rechte der LGBT-Community und beriet Parteien des Stadtparlaments. Der Kongress von Mexiko-Stadt verlieh ihr 2023 die Verdienstmedaille für Menschenrechtsverteidiger*innen. Gómez wollte bei den nächsten Wahlen für die linke Partei Morena als Kandidatin für einen Sitz im Senat antreten.

Erst am 11. Januar wurde die Trans-Menschenrechtlerin Miriam Nohemi Ríos Ríos in der Stadt Zamora im Bundesstaat Michoacán erschossen. Nohemi Ríos koordinierte das Kollektiv „Respeto e Igualdad de Género A.C.“ und war außerdem Repräsentantin der Partei Movimiento Ciudadano. Laut der lokalen Staatsanwaltschaft war sie das Opfer einer Erpressung durch die organisierte Kriminalität.

Transphobe Gewalt machte in Mexiko schon vor diesen Morden Schlagzeilen. Die Trans-Abgeordnete Salma Luévano forderte am 7. Januar in Yucatán den Präsidenten Andrés Manuel López Obrador auf, die offenen Fragen zum Schutz und zur Anerkennung der LGBT-Community zu diskutieren. López Obrador bezeichnete die Morena-Aktivistin daraufhin in einer Pressekonferenz als „Mann in Frauenkleidern“.

Für diese transphobe Formulierung entschuldigte sich der Präsident tags darauf ausführlich. Er glaube „an die Freiheit und daran, dass jeder Mensch sich so annehmen sollte, wie er sich identifiziert“, so López Obrador.

Seine Parteikollegin Luévano nahm die Entschuldigung an, erinnerte aber daran, wie gefährlich das Eintreten für die Rechte der LGBT-Community sei. Nach dem Mord an Samantha Gómez betonte sie, dass auch diese Leben zählten: „Ich fürchte um mein Leben, aber ich werde nicht schweigen und weiterhin meine Stimme erheben“.

Das Zentrum zur Unterstützung von Transidentitäten warnte davor, dass Mexiko, wenn sich der aktuelle Trend in diesem Jahr fortsetzt, Brasilien überholen und den ersten Platz in der Welt bei der Ermordung von Trans-Menschen, hauptsächlich Transfrauen, einnehmen wird. Das Zentrum registrierte in Mexiko im Zeitraum von 2007 bis 2022 insgesamt 590 Morde an Transgender-Personen.

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