Von Markus Plate
(San José, 1. April 2016, npl).- In Costa Rica ist der katholische Priester Mauricio Viquez als schwul geoutet worden. Der Fall ist pikant, weil Víquez mehrfach gegen Homosexualität gepredigt hatte. Seine folgende Äußerung war noch vergleichsweise neutral: „Es mag verschiedene Formen des Zusammenlebens geben. Aber in der katholischen Kirche bestehen wir darauf, dass es moralische Verpflichtungen gibt und bei manchen Praktiken müssen wir das Stoppschild zeigen.“
Am Mittwoch (30.3) ging Marco Castillo, Sprecher der Bewegung für sexuelle Vielfalt an die Öffentlichkeit. Im Gepäck das Zeugnis eines Mannes, der angibt, mit dem Priester eine Affäre gehabt zu haben. Castillo erläutert den Grund für ein Outing, dass seine Organisation ansonsten ablehnt: „Ich kritisiere nicht, dass es Homosexuelle in der Kirche gibt. Aber wir als Bewegung finden es unerträglich, dass dieser Pater Homosexualität brandmarkt, sie aber selber im Geheimen praktiziert.“
Kirche will dem Priester „helfen“
Erzbischof Jose Rafael Quiros hat den 51-jährigen Priester kurz darauf von seinen Ämtern entbunden. Dazu gehört seine Aufgabe als Sprecher der costa-ricanischen Bischofskonferenz für Familienthemen. Zudem darf der Geistliche keine öffentlichen Messen mehr zelebrieren. Die Kirche ist derweil bemüht, die Wogen zu glätten, in einem Pressegespräch vermied Bischof Ángel San Casimiro jede Verurteilung von Homosexualität. Es gehe nicht darum, Pater Viquez zu kreuzigen, sondern vielmehr, ihm die Hand zu reichen und ihm zu helfen. Dass es Homosexualität im Presbyterium gibt, stelle keine Sünde dar. „Die Kirche steht allen offen, Heteros wie Homos. Entscheidend ist, dass wir alle dem Weg Jesu folgen.“
Laut Verfassung ist Costa Rica ein katholisches Land, die Kirche hat somit bis heute einige politische Macht. So ist Abtreibung nur bei Gefahr für Gesundheit und Leben der Mutter erlaubt, nicht aber im Falle von Vergewaltigungen oder Inzest. Künstliche Befruchtung ist erst kürzlich erlaubt worden, nach einer Verurteilung Costa Ricas durch den interamerikanischen Menschenrechtshof. Eingetragene Lebenspartnerschaften konnten kirchlich-konservative Kreise bislang verhindern.
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