Streikwelle der Hafenarbeiter*innen in Chile

von Alice Kohn

(15. Januar 2014, amerika21.de).- In Chile hat sich der Streik der Hafenarbeiter*innen auf zwölf Häfen ausgeweitet. Im gesamten Land bestreiken Arbeiter*innen Häfen, um sich mit ihren Kolleg*innen im Kupferhafen Angamos in Nordchile zu solidarisieren. Dort kampieren seit über zwei Wochen 80 Arbeiter*innen vor den Toren des Hafens, nachdem Lohnverhandlungen mit der Betreiberfirma Ultraport gescheitert sind.

Wichtigster Hafen für Kupferexport wird bestreikt

Die Gewerkschaft hatte gefordert, dass auch Leiharbeiter*innen in die Tarifverhandlungen eingeschlossen werden. Angamos ist einer der wichtigsten Häfen für den Export chilenischen Kupfers. Der staatliche Kupferhersteller Codelco hatte am Mittwoch verkündet, dass der Streik bisher Gewinneinbrüche von 130 Millionen US-Dollar verursacht habe.

Am Freitag, den 3. Januar weitete sich der Streik auf den Hafen San Antonio im Zentrum Chiles aus. Dort wird bereits zum zweiten Mal in einem Jahr die Arbeit nieder gelegt. Die Arbeiter*innen von San Antonio verlangen rückwirkend Zahlungen für Essenszuschüsse von 2005 bis 2013. Diese waren ihnen nach dem ersten Streik im April vergangenen Jahres vom Arbeitsministerium zugesichert worden. Mindestens elf Schiffe sollen in San Antonio momentan auf ihre Be- und Entladung warten. San Antonio ist ein wichtiger Hafen für Chiles Fruchtexporte. Ronald Boewn, Präsident der Assoziation Chilenischer Fruchtexporteure, verkündete gegenüber der lokalen Presse, der Streik könnte Gewinneinbußen von wöchentlich 50 Millionen US-Dollar bringen.

Solidarische Arbeitsniederlegungen in anderen Häfen

In anderen Häfen Chiles solidarisierten sich die Arbeiter*innen mit den Kolleg*innen in Angamos und San Antonio. Am Dienstag wurde in den nördlichen Häfen Iquique, Antofagasta, Huasco, Caldera und Chañaral gestreikt. Am Mittwoch setzte sich die Streikwelle in San Vicente, Talcahuano, Coronel und Penco im Süden Chiles fort.

Richard Orellana, Präsident der Gewerkschaft der Hafenarbeiter*innen von Angamos, berichtet von Zusammenstößen zwischen Protestierenden und Polizisten am vergangenen Mittwoch. „Die Situation ist angespannt gewesen, da wir von Polizisten belagert waren. Sie haben niemanden zu unserem Camp ein- oder ausgehen lassen.“ Orellana berichtet weiter, dass die Betreiberfirma Ultraport streikenden Arbeiter*innen Nachrichten geschickt und ihnen mit der Entlassung gedroht habe.

Aufnahme von Gesprächen gestaltet sich schwierig

Während Chiles Innenminister Andrés Chadwick und Präsident Sebastián Piñera unisono beteuern, dass die Arbeitsverweigerungen keine Staatsangelegenheit wären und mit den privaten Betreiberfirmen ausgehandelt werde müssten, verurteilt der Landwirtschaftsminister Luis Mayol die Streiks als ungerechtfertigt und illegal.

Am Freitag trafen sich Vertreter*innen der Hafengewerkschaft der südlichen Region im Regierungspalast mit dem Arbeitsminister. Es wurde eine Agenda für Verhandlungen zwischen Gewerkschaft und Betreiber ausgehandelt, denen die Regierung als Bürge beiwohnt. Die Gewerkschaft des Fruchthafens San Antonio nahm an der Sitzung nicht teil. Sie richtet sich mit ihrem Streik weniger gegen die Betreiberfirma, als vielmehr gegen die Regierung.

Über den Kupferhafen Angamos gibt es seit Mittwoch widersprüchliche Berichte. Während die Betreiberfirma Ultraport behauptet, 110 Arbeiter*innen hätten ihre Arbeit wieder aufgenommen und 160 Arbeiter*innen hätten das Angebot Ultraports angenommen, betont die Gewerkschaft, dass die Proteste fortgesetzt werden.

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