(Lima, 4. Mai, Prensa Latina) Die Leichen von 13 Männern wurden im Stollen einer Mine in der nordperuanischen Provinz Pataz gefunden. Wie inoffizielle Quellen und Angehörige der Opfer mitteilten, wurden sie von illegalen Bergleuten ermordet. Familienmitglieder hatten am 29. April öffentlich mitgeteilt, dass sie seit dem 25. April keinen Kontakt mehr zu den Verschwundenen hatten. Bei den Toten handelte es sich überwiegend um private Sicherheitskräfte. Polizeiquellen teilten dem Radiosender RPP mit, dass die Leichen neun Tage nach ihrer Entführung nackt, gefesselt, mit verbundenen Augen und einem Schuss in den Hals in einer Mine gefunden wurden. Dem Bericht zufolge hatten die Entführer laut Angaben von Angehörigen der Getöteten von dem Kleinbergbauunternehmen R&R eine hohe Summe Geld für deren Freilassung gefordert. R&R baut im Rahmen einer Art Pachtvertrag mit der Inhaberin der Bergbaukonzession La Poderosa Gold ab. Schlägertrupps der illegalen Bergleute haben bereits neun Mitarbeiter des Sicherheitsdiensts von La Poderosa mit Sprengstoff ermordet und in den letzten Jahren 17 Hochspannungsmasten in Pataz zerstört.
Bergbauunternehmen leugnete Verschwinden zunächst
Die grausige Entdeckung löste in Radio und Fernsehen heftige Kritik an der Straffreiheit für illegale Bergleute aus, die über bewaffnete Gruppen verfügen und weitere Konzessionsgebiete von La Poderosa besetzt halten. Nicht einmal die starke Präsenz von Militär- und Polizeikräften, die zur Aufrechterhaltung der Ordnung in die Provinz entsandt wurden, habe die Morde und einen weiteren Angriff auf eine andere Bergbauanlage in Pataz, bei dem acht Menschen verletzt wurden, verhindern können. Premierminister Gustavo Adrianzén wurde am 30. April zu dem Fall befragt und antwortete, La Poderosa habe der Regierung mitgeteilt, dass keiner ihrer Arbeiter verschwunden sei und dass die Regierungsbehörden keine Anzeige zu dem Fall erhalten hätten. „Wir sind besorgt, dass diese Informationen wahr sein könnten; jedoch sind unsere Sicherheitsorgane in Pataz im Einsatz und haben keine Kenntnis davon, dass die gemeldeten Vorfälle der Wahrheit entsprechen. Bislang liegt keine Anzeige vor“, versicherte er. Einige Stunden später stellte jedoch erklärte General Óscar Llerena, Polizeichef der Region La Libertad, zu der Pataz gehört, dass die Anzeige sehr wohl eingegangen sei und man daher einen Suchtrupp entsandt habe. Am vergangenen Freitag bestätigte La Poderosa die Entführung und bedauerte, dass sie im Ausnahmezustand begangen wurde und dass Gewalt in der Region weiter eskaliere, obwohl in Pataz „ein bedeutendes Aufgebot an Polizei- und Armeeangehörigen“ stationiert sei.
Präsidentin verkündet Ausgangssperre und noch mehr militärisches Eingreifen
In einer Fernsehansprache verurteilte Präsidentin Dina Boluarte die Bluttat und verkündet eine Ausgangssperre für den Bezirk Pataz, die Hauptstadt der gleichnamigen Provinz im Norden des Landes, die von 18 Uhr bis 6 Uhr morgens gelten werde. Zugleich wies sie jede offizielle Verantwortung für die Vorfälle zurück. Außerdem werde ein Militärstützpunkt eingerichtet und die Zahl der Truppen vor Ort aufgrund des in der Region geltenden Ausnahmezustands erhöht, eine Maßnahme, die laut Kritikern der Verfügung keine Ergebnisse gebracht habe. Das Militär wird außerdem die Kontrolle über das Gebiet der Bergbaukonzession übernehmen, in dem das Unternehmen La Poderosa Gold abbaut, und die Regierung wird den Kongress um gesetzgeberische Befugnisse ersuchen, um den Straftatbestand des städtischen Terrorismus für besonders schwere Straftaten zu schaffen. Boluarte kündigte außerdem die Aussetzung der Bergbauaktivitäten in Pataz für 30 Tage mit der Möglichkeit einer Verlängerung an, um die Stationierung der Streitkräfte und der Nationalpolizei zu erleichtern. In diesem Zeitraum, fügte sie hinzu, würden alle befristeten Genehmigungen, die den Kleinbergbauern den Betrieb während des Verfahrens zu ihrer Legalisierung ermöglichen und die ausgesetzt worden waren, aufgehoben. Weitere Einzelheiten zu den Maßnahmen wurden von den Ministerien für Verteidigung, Inneres und Energie und Bergbau erläutert, während César Acuña, Gouverneur der Region La Libertad, zu der Pataz gehört, seine Unterstützung für die Maßnahmen der Regierung bekräftigte. Der Minister für Energie und Bergbau, Jorge Montero, erklärte, dass für den Transport von Mineralien, Materialien und Rohstoffen für den Bergbau bestimmte Routen festgelegt werden, die kontrolliert werden. Alle, die andere Wege benutzten, würden ihre Betriebsgenehmigung verlieren.
Ermittlungsverfahren gegen Boluarte wegen verschiedener Vorwürfe
Der mutmaßliche Mörder Miguel Rodríguez alias Cuchillo, der der Beteiligung an dem Massaker verdächtigt wird, sei 2023 von der Polizei festgenommen und von der Staatsanwaltschaft freigelassen worden, so Boluarte. Sie erklärte, damit wolle sie sich nicht aus der Verantwortung stehlen, sondern „einfach nur aufzeigen, wo die Verantwortung liegt“. Gegen die Präsidentin wird von der Staatsanwaltschaft wegen verschiedener Vorwürfe ermittelt. Beide stehen sich vor dem Verfassungsgericht gegenüber, weil Boluarte beantragt hat, dass das Gericht entscheidet, ob gegen sie Ermittlungen zur Vorbereitung einer Anklage eingeleitet werden können, was laut Verfassung verboten ist.
Übersetzung: Annette Brox
Massaker in Pataz trotz starker Militärpräsenz von Nachrichtenpool Lateinamerika ist lizenziert unter Creative Commons Namensnennung-Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0 international.
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