Haiti „offen für Geschäfte“ – aber mit Hungerlöhnen

von Patrick Saint-Pre

(Rio de Janeiro, 30. Mai 2013, púlsar).- Der Premierminister Haitis, Laurent Salvador Lamothe, ist vom 20. bis 21. Mai 2013 zu einem offiziellen Besuch nach Brasilien gereist, um dortige Unternehmen zur Ansiedlung ihrer Textilfabriken in Haiti zu bewegen. Die Firmen, so schlug er vor, könnten in diesem Falle von dem im Jahr 2012 verabschiedeten neuen Handelsgesetz der USA, dem sogenannten ‘Hope’-Gesetz, profitieren.

Das US-amerikanische Gesetz erlaubt es, dass Kleidung in Haiti genäht und anschließend ohne zusätzliche Gebühren in die Vereinigten Staaten ausgeführt werden kann.

Es handelt sich hier um eine weitere Initiative der haitianischen Regierung zur Wiederbelebung der Wirtschaft des Landes. Dieser Teil des Projektes wurde vom Präsidenten Haitis, Michel Martelly, kürzlich als „Haiti – offen für Geschäfte“ bezeichnet.

Niedrigste Löhne in Lateinamerika

Dieses Gesetz sagt jedoch nichts über den Lohn der Arbeiter*innen Haitis aus, welcher auch weiterhin der Niedrigste der Region ist. Ungefähr 29.000 Arbeiter*innen nähen in Haiti für die berühmtesten Marken der Welt. 65 Prozent davon sind Frauen.

Ein Beispiel ist Evelyn Pierre Paul, eine fünfzigjährige Arbeiterin mit mehr als 25 Jahren Erfahrung im Textilsektor. Sie hat kein eigenes Haus und ihre Kinder gehen nicht zur Schule. In Haiti gibt eine Arbeiterin wie sie mehr als die Hälfte ihres täglichen Lohnes für Lebens- und Verkehrsmittel aus.

Kaufkraft gesunken

Vor 30 Jahres betrug der Mindestlohn im Textilsektor drei Dollar täglich. Gegenwärtig liegt er bei fünf Dollar; die Kaufkraft ist jedoch geringer als früher. Trotz dieser Lage existieren in dem Land praktisch keine Gewerkschaften. Gleichzeitig kann die Mitgliedschaft in einer Gewerkschaft ein Grund für eine Entlassung sein.

Der Wirtschaftswissenschaftler Gerald Chery erklärte dazu: „Das Wichtigste ist nicht der Lohn an sich, sondern was der Arbeiter sich von seinem Lohn kaufen kann.“

(mit Informationen von Ayitikaleje)

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