(Mexiko-Stadt, 13. August 2023, la jornada).- Jugendliche bilden in Mexiko aufgrund fehlender Perspektiven eine der vulnerabelsten Gesellschaftsgruppen. Junge Menschen zwischen 15 und 29 Jahren arbeiten in schlecht bezahlten und unbeständigen Jobs. Nach Angaben von Aktivist*innen sind sie besonders stark von Arbeitslosigkeit, fehlendem Vertrauen in ihre Bevölkerungsgruppe und Diskriminierung aufgrund von „geringer“ Arbeitserfahrung betroffen. Vor diesen Hintergrund haben Fondo Semillas und Servicios a la Juventud (SERAJ) Anfang August das Programm „FLOU, Libertad y Oportunidades para Jóvenes” (Freiheit und Möglichkeiten für Jugendliche) ausgeschrieben, das in seiner Umsetzung eine Neuheit in der Region darstellt. Zur Verfügung stehen insgesamt 20 Millionen Pesos (ca. 1 Millionen Euro), die zur flexiblen Förderung von 40 Kollektiven, Organisationen oder Jugendgruppen in der Metropolregion von Mexiko-Stadt genutzt werden sollen. Unterstützt wird die Durchführung von Projekten zur Stärkung der rund 17,4 Millionen Jugendlichen, insbesondere im Hinblick auf den Bildungszugang. Diese völlig neue Herangehensweise basiert auf partizipativen Mechanismen, die bisher in der öffentlichen Politik Mexikos noch nie oder nur wenig umgesetzt werden. Das Besondere sei, dass die Jugendlichen selbst strategisch und frei über die Verwendung der Gelder entscheiden, erklärt Gabriela Toledo, Mitleiterin des Fondo Semillas.
Mehr finanzielle und inhaltliche Autonomie
Auf einer Pressekonferenz bezeichnete SERAJ-Direktorin Daniela Dorantes das FLOU-Programm als Pilotversuch, um den Jugendlichen die Kreation, Planung und Umsetzung eigener Projekte zu ermöglichen. Zwar gibt es bereits andere finanzielle Unterstützungsprogramme, es sei jedoch das erste Mal, dass tatsächlich nachhaltig etwas erreicht werden könne. „Die Jugendlichen sollen lernen zu priorisieren; statt danach zu entscheiden, was die jungen Menschen glauben oder was sie brauchen, sollen sie herausfineden, was sie ihrer eigenen Einschätzung nach benötigen, um ihre Realität und die der anderen Menschen in den Gemeinden zu ändern“, so Dorantes. Die Aktivistin von Fondo Semillas – eine feministische Organisation, die bereits seit mehr als 32 Jahren aktiv ist und derzeit 169 Kollektive unterstützt – betonte, dass die Spenden an die einzelnen Projekte unterschiedlich hoch ausfallen, und zwar abhängig von den eingereichten Strategien und der Geschlossenheit der Jugendgruppen. Insgesamt beläuft sich die finanzielle Unterstützung auf 300.000 bis 550.000 Pesos für einen Förderzeitraum von 17 Monaten je Projekt. Bewerben können sich auch Kollektive und Organisationen, die noch nicht einmal offiziell als solche eingetragen sind. Voraussetzung ist, dass die Gruppen von Jugendlichen geleitet werden und nicht an Parteien angegliedert sind. Die Details der Ausschreibung können nachgelesen werden auf: semillas.org.mx/flou/ (auf Spanisch). Der Auswahlprozess durch FLOU wird in drei Phasen durchgeführt. Bereits seit dem 9. August bis zum 9. September können sich Kollektive anmelden; in der zweiten Phase vom 2. bis 27. Oktober findet dann die Vorstellung der Projekte statt. Die dritte Etappe wird die wichtigste sein, da es die Kollektive selbst sein werden, die auf Basis eines partizipativen Abstimmungsmechanismus‘ diejenigen Projekte auswählen, die vom Fonds unterstützt werden. Die ausgewählten Organisationen werden im November verkündet, die Auszahlung der Spenden erfolgt Ende des Jahres.
17,4 Mio. von Jugendarbeitslosigkeit und Diskriminierung betroffen von Nachrichtenpool Lateinamerika ist lizenziert unter Creative Commons Namensnennung-Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0 international.
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