Mexiko: Gewaltrekord im ersten Quartal 2019

(Mexiko-Stadt, 23. April 2019, npl).- Das jüngste Massaker an 13 Personen, die am 19. April in der Stadt Minatitlán im mexikanischen Bundesstaat Veracruz an einer Familienfeier teilnahmen, legte den Finger noch einmal tief in die Wunde. Die teils naiven Hoffnungen, mit dem Amtsantritt von Präsident Andrés Manuel López Obrador (Amlo) am 1. Dezember 2018 würde sich die Verbrechens- und Menschenrechtslage in Mexiko schnell und radikal verbessern, haben in den vergangenen Monaten einen Dämpfer nach dem anderen erhalten.

Genau 8.493 Morde verzeichnen die öffentlichen Register im ersten Quartal 2019. Das ist für die Monate Januar bis März ein neuer Rekord, seit 1997 die systematische Aufzeichnung dieses Deliktes begann. Der Anstieg gegenüber dem Vorjahreszeitraum betrug fast zehn Prozent. Und das Gesamtjahr 2018 bedeutete mit mehr als 33.300 Morden bereits einen traurigen Rekord. Er könnte dieses Jahr übertroffen werden. Der relativ kleine Bundesstaat Guanajuato steht mit 947 Morden von Januar bis März 2019 nicht nur auf die Einwohner*innenzahl bezogen sondern auch absolut an der Spitze. In Jalisco liefern sich das Drogenkartell Jalisco Neue Generation und das Kartell Santa Rosa de Lima blutige Auseinandersetzungen.

Weiterhin Morde an Umweltaktivist*innen und Journalist*innen

Zwar ist die Mehrzahl der Morde auf direkte Auseinandersetzungen zwischen Drogenkartellen und den Gruppen des organisierten Verbrechens generell zurückzuführen. Doch ebenso wie unter den Vorgängerregierungen ist auch seit dem Amtsantritt der neuen Regierung kaum eine Woche vergangen, in der nicht Umwelt- und Menschenrechtsaktivist*innen oder Journalist*innen umgebracht wurden. Dazu kommen die Morde an völlig unbeteiligten Personen, die ins Kreuzfeuer geraten. So suchten die Mörder bei dem erwähnten Massaker in Veracruz gezielt nach einer Person, schossen aber offenbar wahllos ebenso auf Kinder und alte Menschen, die an der Familienfeierlichkeit teilnahmen.

Präsident López Obrador hatte zuletzt von einer Stabilisierung der Verbrechenszahlen gesprochen. Diese Behauptung ist schwer zu halten. Amlo macht geltend, seine Vorgänger hätten ihm einen „Schweinestall“ hinterlassen. Er setzt darauf, dass in gut einem halben Jahr die neu eingeführten Sozialprogramme, die angestrebte Abschaffung der Korruption und der Einsatz der jüngst geschaffenen und vom Parlament genehmigten Nationalgarde eine Tendenzwende erreichen. Tatsächlich kann die neue Regierung nur begrenzt für die aktuelle Gewalt verantwortlich gemacht werden. Doch der bekannte mexikanische Sicherheitsexperte Alejandro Hope warnt vor „abenteuerlichen Versprechen“, in sechs Monaten werde alles besser sein.

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