Neue Proteste und Rücktrittsforderungen

(Washington, 8. September 2022, democracy now/poonal).- In Haiti haben am 7. September Tausende Menschen in der Hauptstadt Port-au-Prince und anderen Städten demonstriert. Sie forderten eine Verbesserung der Sicherheitslage, einen besseren Zugang zu Lebensmitteln und Medikamenten sowie den Rücktritt des umstrittenen Premierministers Ariel Henry.

„Wir haben Hunger und das Leben hier ist teuer“, beschrieb die Demonstrantin Jeanine Joseph ihre Lage laut Democracy Now. „Ich kann meine Kinder nicht in die Schule schicken. Ich kann mein Haus nicht bezahlen. Ich kann wegen der Unsicherheit nicht auf die Straße gehen.“ Und ein weiterer Demonstrant erklärte: „Ariel Henry ist ein Verbrecher, der hinter dem Mord an Jovenel Moïse steckt. Wir dürfen keine Zeit mehr verlieren. Wir sind hier auf der Straße, um den Rücktritt dieser kriminellen Mörder zu fordern.“

Machtvakuum und Inflation

Die Protestierenden zündeten Autoreifen an und warfen mit Steinen und die Polizei versuchte, die Menge mit Warnschüssen zu vertreiben. Während der Proteste befand sich Henry gar nicht im Land, sondern war in die USA gereist, um sich dort mit Unternehmer*innen zu treffen. Unterdessen verhängte die benachbarte Dominikanische Republik ein Einreiseverbot gegen den ehemaligen Interimspräsidenten Claude Joseph sowie zwölf haitianische Bandenchefs. Das beschloss der dominikanische Präsident Luis Rodolfo Abinader Corona.

Verschiedene gewerkschaftliche und soziale Gruppen kündigten an, die Proteste fortsetzen zu wollen. Die Inflation liegt mittlerweile bei über 30 Prozent, und die Lebensmittelpreise sind von Juni bis Juli um vier Prozent gestiegen. Nach Schätzungen von Menschenrechtsgruppen kontrollieren kriminelle Banden mittlerweile über die Hälfte des Landes. Sie füllen demnach das Machtvakuum, das nach dem Mord an Präsident Jovenel Moïse im Juli 2021 entstand.

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