MAS gewinnt Wahlen laut Prognosen

(La Paz, 19. Oktober 2020, npla).- Nach der Präsidentschaftswahl in Bolivien kommt der Kandidat der Bewegung zum Sozialismus (MAS), Luis Arce, mit 52,4 Prozent der Stimmen auf den ersten Platz und könnte damit die Wahl bereits im ersten Wahlgang gewonnen haben. Das hat eine Nachwahlbefragung zweier Meinungsforschungsinstitute ergeben. Demnach liegt er weit vor seinem Hauptrivalen, dem liberal-konservativen Ex-Präsidenten Carlos Mesa mit 31,5 Prozent. Ein amtliches Ergebnis gibt es noch nicht, doch Interimspräsidentin Jenaine Áñez gratulierte Arce bereits zu seinem Sieg.

Auf die Frage, ob es möglich sei, dass Carlos Mesa gewinnen könnte, musste Iveth Savaria vor der Wahl keine Sekunde nachdenken: „Nein!“ meinte sie entschlossen, „die Umfragen zeigen, dass die MAS weit vorne liegt“. Im Gegensatz zum vergangenen Jahr gäbe es zudem viele Leute, die wieder die MAS wählen würden. Dennoch dürfte die Leiterin eines Kulturzentrums aus El Alto von dem deutlichen Vorsprung überrascht gewesen sein. Dass die MAS nach den vorläufigen Hochrechnungen mit absoluter Mehrheit gewonnen hat, liegt auch an dem Gegenlager der MAS. Kungeleien, eine Vielzahl von Minister*innenwechsel und Korruptionsfällen und ein katastrophales Krisenmanagement in der Pandemie könnten viele Unentschlossene dazu bewogen haben, ihr Kreuz bei Luis Arce, dem Präsidentschaftskandidaten der MAS zu machen. So auch Juana aus Cochabamba. Im Oktober 2019 war sie nicht zur Wahl gegangen, am Sonntag (18. 10.) stimmte sie für Arce, ihre Zweifel an der Bewegung zum Sozialismus, die noch bei der letzten Wahl vorherrschten, waren verflogen.

Wie Juana gibt es viele in Bolivien, die mit dem zunehmend autoritären Stil von Evo Morales zunehmend Bauchschmerzen hatten und sich vergangenes Jahr von der MAS entfernt hatten, entweder für Mesa stimmten, ungültig wählten oder gar nicht erst zur Wahl gingen. So fiel das Ergebnis vergangenes Jahr mit knapp zehn Prozentpunkten Vorsprung von Morales „knapp“ aus, das oppositionelle Lager sprach von einem monumentalen Wahlbetrug.

Tränen im rechten Lager

Dass ein Jahr später Luis Arce, ein eher farbloser Verwaltungsmensch, der unter Evo Morales das Wirtschaftsressort leitete, wohl mit 20 Prozentpunkten Vorsprung gewinnt, hat den Gegner*innen von Evo Morales und der MAS die Sprache verschlagen. Dem ultrarechten Luis Fernando Camacho kullerten am Wahlabend die Tränen der Ungläubigkeit hinab, als er die Auszählung mitverfolgte. In vielen Whatsapp-Chats in betuchten Gegenden sucht man noch nach den richtigen Worten und will das offizielle Endergebnis abwarten, mit dem am 21. oder 22. Oktober zu rechnen ist. Dabei sind beim Endergebnis keine großen Veränderungen zu erwarten. Die Hochrechnungen basieren auf der eigenständigen Zählung von rund 95 Prozent der Stimmen zweier Umfrageinstitute, denen man keine Sympathien mit der MAS nachsagen kann.

Die MAS hat mit der Abstimmung gezeigt, dass sie die Mehrheit im Land repräsentiert und war selbstbewusst genug, nach dem irregulären Machtantritt von Jeanine Áñez auf den konstitutionellen Weg und die Machtübernahme durch demokratische Wahlen zu setzen. Selbst im August dieses Jahres, als das Land von den sozialen Bewegungen lahmgelegt war, rief die MAS zu einem friedlichen Machtwechsel auf und dazu, den 18. Oktober zu einem Fest der Demokratie zu machen. Am Sonntag sah man Bilder, wie Vizepräsidentschaftskandidat David Choquehuanca tanzend zu seinem Wahllokal ging, begleitet von der Gemeinde. Auch andernorts wurde gefeiert. Innenminister Murillo ließ dagegen die Militärs martialisch auf der zentralen Avenida am Regierungssitz La Paz aufmarschieren und den Regierungspalast weitläufig absperren.

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