(Port-au-Prince, 15. Juli 2021, prensa latina/poonal).- Die haitianische Polizei (PNH) hat mögliche Verbindungen des amtierenden Premierministers Claude Joseph zu Verdächtigen des Mordes an Präsident Jovenel Moïse zurückgewiesen. Laut einer Erklärung der PNH hätten die bisherigen Ermittlungen keine Verbindungen zwischen Claude Joseph und den Tatverdächtigen ergeben. Die Verdächtigen selbst hätten hierzu auch keinerlei Hinweise gegeben, hieß es. Allerdings seien die Ermittlungen hierzu noch nicht abgeschlossen.
Zuvor hatte das kolumbianische Nachrichtenportal Caracol Noticias Joseph direkt beschuldigt, in das Attentat auf Moïse vom 7. Juli verwickelt zu sein. Es beruft sich dabei auf Ermittlungen einer eigenen Recherchegruppe sowie auf Aussagen von drei kolumbianischen Söldnern, die Teil der aus 21 Kolumbianern bestehenden Truppe waren. Der Präsident wurde dabei durch Schüsse getötet, seine Ehefrau schwer verletzt.
Zwei Tage vor seinem Tod hat Moïse den Premierminister entlassen
Demnach begannen die Planungen für den Überfall auf Moïse bereits im November 2020 im Sitz der Sicherheitsfirma CTU Security in Miami. An dem Treffen seien der Chef der Firma, der Venezolaner Antonio I., der kolumbianische Geschäftsführer Arcángel P., der US-Haitianer James S., ein haitianischer Diplomat und der kolumbianische Ex-Soldat Jonathan R. beteiligt gewesen, sowie der haitianische Arzt Christian S., den die Polizei für den Auftraggeber hält. Ziel des Treffens sei laut Caracol Noticias gewesen, den Präsidenten Jovenel Moïse zu entführen, um die Macht zu übernehmen und an Premierminister Claude Joseph zu übergeben. Dieser ist nur geschäftsführend im Amt, er war von Moïse nur zwei Tage vor dessen Ermordung, quasi als letzte Amtshandlung entlassen und durch Ariel Henry ersetzt worden, der seitdem erfolglos das Amt des Premierministers für sich beansprucht.
Wie Caracol Noticias weiter schreibt, würden sowohl die haitianischen Behörden als auch das FBI Premierminister Joseph als Schlüsselfigur hinter dem Mord sehen, zusammen mit dem Arzt S. und dem haitianischen Exsenator John Joel J., auch „Triple J“ genannt, der die Treffen mit den Söldnern koordiniert und Fahrzeuge besorgt und Ausrüstung bezahlt haben soll.
Kolumbianische „Sicherheitsfirmen“ sollen Söldner engagiert haben
Die drei Kolumbianer Jonathan R., sein Bruder, Ex-Hauptmann Germán R. sowie der ehemalige Unteroffizier Duverney Capador sollen über drei kolumbianische Sicherheitsfirmen den Kontakt zu den weiteren kolumbianischen Söldnern hergestellt haben, die zum großen Teil nichts Genaues von der Aktion gewusst haben sollen. Jonathan R. nahm schließlich nicht an der Aktion teil und dient nun als Kronzeuge; sein Bruder sitzt in Haiti in Haft und Capador starb beim Schusswechsel mit der Polizei.
Die Polizei hat bis zum 15. Juli 23 Männer verhaftet, drei sollen bei Gefechten mit der Polizei erschossen worden sein; sechs weitere befinden sich noch auf der Flucht. Bislang ist noch ungeklärt, welche Rolle der Sicherheitsdienst des Präsidenten bei dem Überfall gespielt hat. Keiner der Wachleute war dabei verletzt worden.
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