Gewalt gegen Frauen: Fast alle Täter sind Partner oder Ex-Partner

Gewalt gegen Frauen
84% der Übergriffe auf Frauen passieren im eigenen Haushalt.
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Robert Volcker-Lesende auf einem Sofa fc6904-1024

(Havanna, 5. August 2024,  SEMlac).- Laut einem Pressebericht vom 29. Juli waren 84 Prozent der Täter von Gewalt gegen Frauen in Kuba im Jahr 2023 Partner oder Ex-Partner des Opfers, knapp die Hälfte (46 Prozent) hatte einen Schulabschluss, 40 Prozent standen in einem Beschäftigungssverhältnis und 31 Prozent waren bereits wegen Gewalttaten vorbestraft; 75 Prozent der Taten fanden zu Hause statt. 72 Prozent der Opfer sind zwischen 25 und 59 Jahre alt und 45 Prozent befinden sich in unbezahlter Beschäftigung.

Die Generalstaatsanwältin der Republik Yamila Peña Ojeda gab diese Zahlen während einer Sitzung des Ministerrats bekannt, bei der das Nationale System zur Registrierung, Beobachtung, Verfolgung und Überwachung geschlechtsspezifischer Gewalttaten im familiären Umfeld präsentiert und genehmigt wurde. Dieses Register schließe eine wichtige Lücke in den offiziellen Informationen über geschlechtsspezifische Gewalttaten. Auf nationaler Ebene würden künftig aktuelle statistische Informationen zur Verfügung stehen, um solche Fälle zu verhindern und zu verfolgen, sagte die Beamtin gegenüber lokalen Medien. Die Gesamtzahl der vom Register erfassten Vorfälle im Jahr 2023 wurde jedoch nicht bekannt gegeben.

Laut dem Pressebericht nannte Peña Ojeda als Merkmal für geschlechtsspezifische Gewalt die dominante Position der Täter. Bei so genannten Beziehungstaten sei das Motiv häufig, dass die Partnerin sich hatte trennen wollen. Oft werde die Anwesenheit von Kindern genutzt, um den Druck zu erhöhen. Neben Handgreiflichkeiten brächten die Täter auch Stich- und Schusswaffen zum Einsatz.

Die Einführung des Nationalen Systems zur Registrierung, Beobachtung, Verfolgung und Überwachung geschlechtsspezifischer Gewalttaten im familiären Umfeld ist das Ergebnis gemeinsamer Arbeit des Innenministeriums und des Obersten Volksgerichts mit einem Team von 25 Experten, erklärte die Presse. Es handele sich um ein computergesteuertes bereichsübergreifendes System mit direktem Zugriff auf das Strafregister. Um das Problem von Feminiziden und Gewalt gegen Frauen und Mädchen einzuschätzen, seien zuverlässige Statistiken und Datenbanken und die Transparenz der Ergebnisse unerlässlich, so die Staatsanwältin. So könne „die Straflosigkeit bekämpft, das Rechtsempfinden der Bevölkerung gefördert und der soziale Zusammenhalt rund um ein Problem, das alle betrifft, gestärkt werden.“

Ende 2023 hatte die Generalstaatsanwältin Yamila Peña Ojeda auf der VII. Plenartagung des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei Kubas (PCC) über 117 gewaltsame Todesfälle von Frauen zwischen Januar und Oktober desselben Jahres berichtet, bei denen 70 Kinder und Jugendliche zu Waisen wurden. Im April 2024 berichtete eine Fernsehsendung, die sich umfassend mit geschlechtsspezifischer Gewalt befasste, dass mehr als 70 Prozent der 2023 in Kuba verhängten Strafen für die Ermordung von Frauen zwischen 25 und 30 Jahren Haft lagen, dazu wurden fünf lebenslängliche Strafen und zwei Haftstrafen über 40 Jahre verhängt.

 

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