Erfolge im Kampf gegen soziale Ungleichheit

Armut
Das Arbeitseinkommen der ärmsten Brasilianer*innen ist 2024 um mehr als 10 Prozent gestiegen.
Foto: Paul Burley via wikimedia
CC BY-SA 4.0

(Brasilia, 22. April 2025, la diaria).- Gemäß einer von der Fundação Getulio Vargas durchgeführten Studie verzeichnete Brasilien im Jahr 2024 den größten Rückgang der Ungleichheit innerhalb der letzten Jahre: Das Einkommen der ärmsten Bevölkerungsgruppe stieg um 10,7 Prozent, wobei den höchsten Einkommenszuwachs die Region Nordost [die ärmste der fünf Großregionen Brasiliens] verzeichnete. Zu ihren Ergebnissen kam die die FGV, die älteste Wirtschaftshochschule Brasiliens, mit Hilfe der PNAD Contínua [Kontinuierliche nationale Haushaltsstichprobenerhebung].

Sozialpläne der Regierung greifen

Das Arbeitseinkommen der ärmsten Brasilianer*innen stieg um 10,7 Prozent und damit deutlich stärker als das der reichsten 10 Prozent, die einen Anstieg von 6,7 Prozent verzeichneten, so die vom Nachrichtenportal Brasil 247 zitierte Studie. Das durchschnittliche Wachstum des Arbeitseinkommens insgesamt betrug 7,1 Prozent. Marcelo Neri, Forscher an der FGV und Hauptverantwortlicher für die Studie, betonte bei der Präsentation des Berichtes: „Die Ungleichheit hat sich 2024 bedeutend verringert. Und das ist bei den Arbeitseinkommen besonders ausgeprägt, verglichen mit den anderen Einkommenskomponenten.“ 75,5 Prozent der im Jahr 2023 neu geschaffenen Stellen wurden auf dem formellen Arbeitsmarkt von Begünstigten des Programms Bolsa Família besetzt. Dies zeigte die Auswertung der Daten des Allgemeines Register der Erwerbstätigen und Erwerbslosen CAGED und des Ministeriums für Soziale Entwicklung und Hilfe, Familie und Hungerbekämpfung MDS. Dieses staatliche Transferprogramm für arme Familien ist eins der wichtigsten Sozialpläne der Regierung unter Luiz Inácio Lula da Silva: Bei Aufnahme einer Arbeit verlieren diese nicht die Sozialleistungen, die ihnen das Programm gewährt. In dem FGV-Bericht wird das Programm ebenfalls lobend erwähnt und die Eingliederung der Begünstigten des Programms Bolsa Família in den Arbeitsmarkt hervorgehoben. „Der Mechanismus fungiert als Sicherheitspolster und sorgt dafür, dass die Leistungsempfänger*innen ihre Unterstützung nicht verlieren, wenn sie in den formellen Arbeitsmarkt eintreten, daher war das Wachstum gerade an der Basis der Pyramide stärker“, so Studienleiter Neri. Sozialminister Wellington Dias erklärte dazu: „Die Schutzregelung der Bolsa Família ist ein wichtiges Instrument, um zu gewährleisten, dass die Begünstigten neue Chancen auf dem Arbeitsmarkt suchen können, ohne die staatliche Unterstützung zu verlieren. Sie schafft ein sicheres Umfeld und fördert die Formalisierung von Beschäftigungsverhältnissen, was unmittelbar zur Verringerung der Ungleichheit und zum Wirtschafts­wachstum des Landes beiträgt.“

Deutliche Verbesserungen bei traditionell benachteiligten Bevölkerungsteilen

Den Daten der FGV-Studie zufolge war der Nordosten die Region, in der die größten Fortschritte erzielt wurden: Dort stiegen die Arbeitseinkommen um 13 Prozent, was fast doppelt so viel ist wie der landesweite Durchschnitt. In dem Bericht wird eine deutliche Verringerung der sozialen Ungleichheit in der Region hervorgehoben, mit bemerkenswerten Fortschritten bei den Bevölkerungsgruppen, die traditionell benachteiligt sind, wie Arbeiter*innen mit niedrigem Bildungsniveau, aber auch Afrobrasilianer*innen und Frauen im Allgemeinen. Die Rangliste der Bundesstaaten mit dem größten Wachstum wird von vier Staaten angeführt, die sich alle in der Region Nordost befinden: Sergipe (32,47 Prozent), Pernambuco (19,78 Prozent), Bahia (19,42 Prozent) und Paraíba (18,62 Prozent). Neri betonte, dass dies „ein Zeichen für das starke Wachstum im Nordosten ist, das sich beim Arbeitseinkommen erholt hat. Die Gründe dafür sind struktureller Natur. Die Region ist nicht nur stärker gewachsen, sondern hat auch die Einkünfte besser verteilt, vor allem an der Basis der sozialen Pyramide.“

Investitionen in Bildung und Qualifizierung zahlen sich aus

Ein anderer Faktor, der eine entscheidende Rolle bei der Verringerung der sozialen Ungleichheit spielte, war die Verbesserung der Bildung in den unteren Einkommens­schichten. Dieser strukturelle Gewinn hat zusammen mit dem historischen Rückgang der Arbeitslosigkeit erheblich dazu beigetragen, die Einkommen der Ärmsten zu erhöhen. Im Jahr 2024 erreichte Brasilien mit 6,6 Prozent die niedrigste jemals verzeichnete durchschnittliche Arbeitslosenquote. Minister Dias unterstrich die Bedeutung der beruflichen Qualifizierung: „Wenn wir die Menschen qualifizieren und integrieren, holen wir sie nicht nur aus der Armut, sondern geben ihnen auch ihre Träume, ihre Würde und das Recht zurück, ihre eigene Zukunft zu schreiben. Das ist die Grundlage für ein gerechteres und besser entwickeltes Brasilien.“

Neri hob hervor, dass Brasilien nicht nur ein Wirtschaftswachstum erlebte, sondern der Studie zufolge auch eine Zunahme der sozialen Gleichheit. Zusätzlich zum durchschnittlichen Anstieg der Einkommen um 7,1 Prozent verringerte sich die Ungleichheit um 2,9 Punkte auf dem Gini-Index, wodurch die Zufriedenheit der Bevölkerung um 10,2 Prozent gestiegen sei.

Übersetzung: Christa Röpstorff

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