
(Port-au-Prince, 25. März 2025, alter presse).- Haiti läuft Gefahr, eine ganze Generation aufgrund der anhaltenden Bandengewalt zu verlieren. André Prospery Raymond, der Leiter von Plan international Haïti, warnt, dass bewaffnete Banden Schrecken im Land verbreiteten, es komme zu Verletzungen der Rechte von Kindern. Gegenüber dem Sender AlterRadio erklärte er: “Wir lenken die Aufmerksamkeit der nationalen und internationalen Akteure auf die Gefahr, dass eine gesamte Generation verloren geht, sollte es uns nicht gelingen, die Gewalt zu beenden, der die Kinder in vielfältiger Form ausgesetzt sind.”
Im Podcast “FwoteLide” unterstreicht Raymond, dass die Kinder nicht nur unter körperlicher Gewalt, sondern auch unter Hunger und psychischer Gewalt litten. Die Kinder lebten in ständiger Angst und reagierten entsprechend der gewalttätigen Realität, die sie erlebten. Raymond zufolge könnten bei ihnen im Erwachsenenalter Folgewirkungen der traumatischen Erlebnisse bleiben.
Haitis Bildungssystem bricht zusammen
Im jüngsten Bericht weist Plan International Haïti auf sexuelle Gewalt in großem Maßstab hin, der Kinder ausgesetzt seien. Haitis Bildungssystem breche zusammen, das Risiko der Ausbeutung von Kindern und des Handels mit ihnen wachse, vor allem in Zeiten massiver Vertreibungen von Menschen.
“Die Kinder können nicht zur Schule gehen, um Bildung zu erlangen”, warnt André Prospery Raymond. “Sie haben nicht die Möglichkeit, uneingeschränkt wie Kinder zu leben.” In Haiti hat die Gewalt bewaffneter Banden mehr als eine Million Menschen dazu gezwungen, ihre Heimatorte zu verlassen. Seit Januar 2024 wurden mehr als 900 Schulen geschlossen aufgrund der Angriffe, aus Angst vor Gewalt, oder weil die Gebäude als Unterkunft für vertriebene Menschen dienten, so die Kinderrechtsorganisation.
Lehrer*innen müssen ihre Schüler*innen zurücklassen
Infolge von Gewalt und Kriminalität sind neun von zehn Kindern ihres Grundrechts auf Bildung beraubt. Lehrer*innen mussten fliehen und die Kinder ohne Zugang zu Bildung zurücklassen. Dies ist das Ergebnis einer Umfrage von Plan International Haïti unter mehr als 200 Menschen, die im Landesinneren in einer Unterkunft für Vertriebene leben.
Wie der Leiter der Organisation warnt, seien kaum zehn Jahre alte Kinder der Gefahr ausgesetzt, von bewaffneten Banden rekrutiett zu werden. Fünf Prozent der vertriebenen Kinder, die im Südosten Haitis befragt wurden, äußerten die Absicht, in die Hauptstadt zurückzukehren, um sich erneut den kriminellen Banden anzuschließen. Sie erhoffen sich hiervon einfache finanzielle Gewinne,
Soziale Netzwerke glorifizieren die Gangs
Prospery Raymond bedauert, dass Medien und soziale Netzwerke ein positives Image der Gangs verbreiten. Dies trage zu einer gewissen Legitimierung dieser kriminellen Gruppen bei. Die UN-Kinderrechtskonvention und die „Pariser Prinzipien“ gegen die rechtswidrige Rekrutierung von Kindern für Streitkräfte oder bewaffnete Gruppen verbieten ausdrücklich diese üble Praxis, mahnt Plan International Haïti.
Das Land durchlebt eine beispiellose humanitäre Krise: Mehr als sechs Millionen Menschen – über die Hälfte der Bevölkerung – benötigen dringend Hilfe. Die Situation hat sich im Laufe des Jahres 2024 weiter verschärft. Port-au-Prince, das Epizentrum der Gewalt, befindet sich weitgehend unter der Kontrolle von bewaffneten Gruppen. Dies führt zu verheerenden Verlusten an Menschenleben. 2024 waren 5.600 Tote zu beklagen – ein Zuwachs von 20 Prozent gegenüber 2023.
Eine gesamte Generation in Gefahr von Nachrichtenpool Lateinamerika ist lizenziert unter Creative Commons Namensnennung-Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0 international.
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