Autobahnprojekt in Chiapas trotz Protest gestartet

Indigene Gemeinden in Chiapas protestieren mit einem selbstgemalten Banner gegen den Bau der Autobahn San Cristóbal–Palenque und gegen Militärpräsenz. Foto: Redacción Desinformémonos.

(Mexiko-Stadt, 10.06.2025, Desinformémonos).- Der Gouverneur des südmexikanischen Bundesstaates Chiapas, Eduardo Ramírez Aguilar, hat den Bau der Autobahn Palenque–San Cristóbal eingeweiht – obwohl zwei einstweilige Verfügungen gegen das Projekt vorliegen und Tzotsil- sowie Tzeltal-Gemeinden seit 20 Jahren die „manipulierten Konsultationen“ kritisieren. Sie bemängeln fehlende Informationen und mangelnde Transparenz hinsichtlich der ökologischen und kulturellen Auswirkungen des Projekts. Zudem berichten sie, dass Behörden ihnen mit dem Entzug von Bildungs- und Gesundheitsleistungen sowie von Wasser- und Abwasserversorgung drohen, sollten sie den Bau ablehnen.

Seit über drei Amtsperioden protestieren Menschen aus den zehn betroffenen Gemeinden, durch die die Autobahn verlaufen soll, gegen das Bauvorhaben. Die Straße ist Teil der „Route der Maya-Kulturen“ und gehört zu weiteren Megaprojekten wie dem Zugprojekt Tren Maya und dem Infrastrukturprojekt CIIT, das eine Verbindung zwischen Pazifik und Atlantik schaffen soll. Im Wahlkampf versprach die heutige Präsidentin Claudia Sheinbaum, das Projekt im „Sinne der indigenen Gemeinschaften“ fertigzustellen – obwohl diese zuvor nicht konsultiert worden waren. Später stufte sie das Vorhaben als „vorrangig“ ein.

„Das Projekt wurde als Fortschritt für die Bevölkerung verkauft – doch für uns, die wir täglich von zu Hause zu unseren Feldern gehen, bringt diese Autobahn keinen Nutzen“, kritisierte die indigene Basisbewegung Modevite (Bewegung zur Verteidigung von Leben und Territorium) im Februar dieses Jahres. Im April reichte sie zwei Klagen gegen das Projekt ein – wegen fehlender Umweltinformationen und wegen der von der Regierung manipulierten Konsultationen, die lediglich per Handzeichen durchgeführt wurden und den Bau legitimieren sollten.

Am 22. Februar organisierte Gouverneur Ramírez Aguilar in Bachajón, in der Gemeinde Chilón, eine öffentliche Konsultation zum Projekt. An dieser Veranstaltung nahmen jedoch weder alle betroffenen Gemeinden teil, noch entsprach sie den internationalen Standards für Konsultationen mit indigenen Völkern.

Trotz der Ablehnung durch die Gemeinden und der negativen Auswirkungen des Megaprojekts auf Umwelt und Bevölkerung gaben die Behörden von Chiapas und der Gouverneur mit einem „Maya-Ritual“ und der Segnung der Baumaschinen den offiziellen Startschuss für das Projekt.

Die 153 Kilometer lange Autobahn, zu der auch eine 18 Kilometer lange Abzweigung nach Ocosingo gehört, ist nur der erste Abschnitt der „Route der Maya-Kulturen“. Der Bau begann bereits im Jahr 2009, als das touristische Projekt CIPP für Palenque und die Wasserfälle von Agua Azul angekündigt wurde. Dieses war Teil des sogenannten Mesoamerika-Plans, der später in Puebla-Panama-Plan umbenannt wurde.

Im Dezember 2019 wurde das Projekt vom Kongress von Chiapas offiziell genehmigt („Eje Carretero Transversal Pijijiapan–Palenque“). Es soll die Küstenregion von Chiapas mit dem Regenwald verbinden und als Bindeglied zwischen dem Interozeanischen Korridor und dem Tren Maya dienen.

Übersetzung: Christiane Kämpf de Salazar

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