Regierung bittet Indigene um Vergebung

Kautschuk Arana
Zwangsarbeiter der indigenen Uitoto schuften auf einer von Aranas Plantagen. Foto:  Eugène Robuchon/wikimedia (CC0 1.0 Deed)

(Lima, 25, April 2024, servindi/poonal).- Am 23. April bat der kolumbianische Kultusminister Juan David Correa die im symbolträchtigen „Haus Arana“ versammelten Indigenen um Vergebung für den vor über hundert Jahren an ihnen begangenen Massenmord.

An dem Festakt in der Gemeinde La Chorrera im südkolumbianischen Bundesstaat Amazonas im Dreiländereck zwischen Kolumbien, Brasilien und Peru nahmen Indigene der Uitoto, Bora, Ocaira und Muinane teil. Sie empfingen den Minister mit Gesängen und festlicher Kleidung auf dem Sportplatz vor dem Haus Arana, das heute ein Bildungszentrum ist. „Ihre Ahnen und Großeltern sind auch Teil dieser Zeit, und wir als Regierung müssen ihnen heute in die Augen schauen und sie um Verzeihung bitten“, sagte Minister Correa. Die Frauenbeauftragte der regionalen Indigenenvereinigung Azicatch (Asociación Zonal Indígena de Cabildos y Autoridades Tradicionales de la Chorrera) María Kuiro, erklärte: „Wir Frauen bildeten den Widerstand gegen die damalige Sklaverei, und trotz der Schicksalsschläge sind wir immer noch hier.“

Versklavung und Massenmord während des Kautschukbooms

Das Fest findet jährlich zur Erinnerung an die Übergabe des indigenen Schutzgebiets Putumayo durch die kolumbianische Regierung im Jahr 1988 statt. Das Schutzgebiet ist fast sechs Millionen Hektar groß und beherbergt 22 Gemeinden. Das Haus Arana war früher die Hazienda des peruanischen Kautschukunternehmers und Politikers Julio Cesar Arana. In der Zeit des Kautschukbooms hatte Arana den Indigenen das Gebiet weggenommen.

Der Kautschukboom im Amazonasgebiet währte von Mitte des 19. Jahrhunderts bis etwa 1920. Arana hatte Ende des 19. Jahrhunderts begonnen, ein Kautschukunternehmen aufzubauen und 1907 die Peruvian Amazon Company gegründet, die in Peru, Kolumbien und Ecuador operierte. Das Gebiet an beiden Ufern des Rio Putumayo gehörte damals zu Peru und war praktisch nicht kolonisiert. Arana entschloss sich 1899, die dort lebenden Indigenen als Arbeitskraft für die Kautschukgewinnung auszubeuten. Bald wurde aus der Ausbeutung ein Terrorregime, in dem zehntausende Indigene versklavt, gefoltert und ermordet wurden. Der Terrorherrschaft von Arana und anderen Kautschukbaronen fielen geschätzte 40.000 bis 250.000 Indigene zum Opfer. Das grausame Vorgehen Aranas und seiner Männer erlangte international Aufmerksamkeit. Mit der Errichtung von Kautschukplantagen in Asien schwand das Interesse an peruanischem Kautschuk, zudem musste Peru 1922 das Grenzgebiet an Kolumbien abtreten, wodurch auch Arana „seine“ Ländereien verlor. Er selbst wurde jedoch nie zur Rechenschaft gezogen und starb 1952 als angesehener Mann.

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