Prozessbeginn nach Mord an Präsidentschaftskandidat

Mord Villavicencio
Der ecuadorianische Präsidentschaftskandidat Fernando Villavicencio, ein halbes Jahr vor seiner Ermordung. Foto: Cristian Cagua / Asamblea Nacional via Wikipedia

(Quito, 26. Juni 2024, la jornada/poonal).- Am 25. Juni begann der Prozess gegen fünf der mutmaßlichen Verantwortlichen für den Mord an dem ecuadorianischen Präsidentschaftskandidaten Fernando Villavicencio kurz vor den Wahlen im August letzten Jahres. Zu Beginn des Prozesses spielte die zuständige Staatsanwältin Ana Hidalgo eine Aufnahme des Kronzeugen A.M.J.P. ab. Darin sagte dieser aus, für den Mord an dem Politiker seien 200.000 Dollar gezahlt worden und er sei von der „Regierung von (Expräsident) Rafael Correa“ angeordnet worden.

A.M.J.P. selbst habe sich geweigert, sich an der Ausführung zu beteiligen, da bei einem Mord an einem Politiker ernsthafter ermittelt werde. Seine Partnerin Laura C. sei hingegen beteiligt gewesen. So habe er auch von einem weiteren Beteiligten, José Montaño, alias ‘El Cura’ von dem Kopfgeld für den Mord an Villavicencio erfahren. Montaño wurde vier Tage nach dem Attentat verhaftet und anschließend im Gefängnis El Inca ermordet. Das Attentat sei von der Bande Los Lobos verübt worden, die die Behörden als die größte Drogenhandelsorganisation des Landes ansehen. Laura C. sei für die Logistik und vor allem für die Betreuung der aus Kolumbien stammenden Killer zuständig gewesen.

Villavicencio galt als Kämpfer gegen Korruption

Die Behörden haben die Drahtzieher des Verbrechens gegen Villavicencio noch nicht identifiziert. Der 59-jährige Präsidentschaftskandidat war Journalist, ehemaliger Abgeordneter und eine bekannte Persönlichkeit, weil er mehrere Korruptionsfälle angezeigt hatte, die zur Inhaftierung von Ministern und anderen hochrangigen Beamten führten. Er hatte immer wieder Verbindungen zwischen Politik und organisiertem Verbrechen kritisiert und auch erklärt, Drohungen von kriminellen Gruppen erhalten zu haben. Unter der Regierung Correa war Villavicencio zeitweise per Haftbefehl gesucht worden.

Zudem behauptete der Zeuge, die kriminelle Bande Los Lobos habe die Ermordung Villavicencios organisiert. Sie hätte geglaubt, dass Villavicencio als Präsident die Drogenpolitik und das Strafgesetzbuch ändern würde. Kürzlich hatten die Vereinigten Staaten die Bande als „größte Drogenhandelsorganisation Ecuadors“ bezeichnet, die in erheblichem Maße zu der Gewalt im Ecuador beitrage.

Acht von 13 Verdächtigen bereits getötet

Villavicencio war einer der acht registrierten Kandidaten für den Präsidentschaftswahlkampf im August, gehörte aber nicht zu den Favoriten. Er wurde am 9. August 2023 nach einer Wahlkampfveranstaltung in Quito erschossen, wenige Tage vor der ersten Runde der Wahlen, die der aktuelle Präsident Daniel Noboa gewann. Bei dem Anschlag wurden 13 weitere Personen verwundet. Zwei Monate nach dem Verbrechen, am 7. Oktober, wurden sechs der 13 Inhaftierten im Gefängnis El Litoral getötet, wo sie in Untersuchungshaft saßen. José Montaño wurde im Gefängnis El Inca ermordet. Ein weiterer Attentäter, ebenfalls Kolumbianer, wurde bereits direkt nach der Tat von der Polizei erschossen.

Angehörige und Freund*innen von Villavicencio forderten vor dem Gericht eine Beschleunigung des Prozesses. Angeklagt sind unter anderem Carlos L.A. alias ‚Invisible‘, einer der Rädelsführer der Los Lobos, der das Verbrechen laut Staatsanwaltschaft vom Gefängnis in Cotopaxi aus organisiert haben soll. Als Mittäterin ist Laura C. angeklagt, weil sie die Bewaffneten mit Fahrzeugen, Waffen und Geld versorgt haben soll, sowie drei weitere mutmaßliche Kompliz*innen. Im Falle eines Schuldspruchs könnten die Angeklagten zu 22 bis 26 Jahren Gefängnis verurteilt werden.

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