Säureangriffe auf Frauen in Puebla nehmen zu
(Mexiko-Stadt, 5. August 2022, cimacnoticias) – In der Stadt Puebla im Südwesten der Hauptstadt hat die Carmen-Sánchez-Stiftung sechs Fälle von Säureangriffen auf Frauen dokumentiert, die im öffentlichen Raum verübt wurden. Dennoch ist Gouverneur Miguel Barbosa Huerta weit davon entfernt, die Angriffe als geschlechtsspezifische Gewalt einzustufen und sieht auch nicht wirklich ein Problem.
Am ersten August wurde bekannt, dass eine Markthändlerin mit einer ätzenden Substanz angegriffen wurde, als sie gerade dabei war, ihren Brotstand aufzustellen. Zuvor hatte die Frau über Facebook eine Reihe von Drohungen von einem Mann erhalten, der ihr unter anderem prophezeite, dass sie noch „blutige Tränen weinen“ werde. Seit einigen Monaten werden in Puebla des Öfteren Fälle von Angriffen mit Säure oder ätzenden Substanzen bekannt, und das ohne großen strafrechtlichen Widerhall. Nach Ansicht von Gouverneur Miguel Barbosa sind die Übergriffe weder eine große Sache, noch sieht er darin Fälle geschlechtsspezifischer Gewalt: „Diese Art von Angriffen können Männer wie Frauen gleichermaßen treffen. Bitte denken Sie nicht, dass nur Frauen betroffen sein können, auch Männer können angegriffen werden. Außerdem haben wir genügend Gesetze, um diese Dinge angemessen zu sanktionieren, es sind doch im Grunde Fälle von Körperverletzung“.
Die Untersuchungen der Carmen-Sánchez-Stiftung zeigen hingegen, dass es um geschlechtsspezifische Gewalt gegen Frauen geht, dass es Angriffe auf ihr Leben, ihre Würde und ihre Freiheit sind, getrieben von einem Hass auf Frauen. Die Äußerungen von Gouverneur Miguel Barbosa sind insofern empörend, als laut einem Urteil des Interamerikanischen Gerichtshofs für Menschenrechte alle öffentlichen Angestellten auf den drei Regierungsebenen aufgefordert werden, Äußerungen oder Handlungen, die eine Missachtung oder Verharmlosung von Verletzungen der Rechte von Frauen widerspiegeln, zu unterlassen und zu verbieten. In diesem Zusammenhang betont auch UN Women, dass „geschlechtsspezifische Diskriminierung, gesellschaftliche Normen, die Gewalt akzeptieren, und Geschlechterstereotypen, die sie aufrechterhalten, den Boden bereiten für Gewalt gegen Frauen und Mädchen“, eine Gleichsetzung der Gewalt gegen Frauen mit Gewalt gegen Männer macht also wenig Sinn. Nach Angaben des Exekutivsekretariats des Nationalen Öffentlichen Sicherheitssystems (SESNSP) fielen im Jahr 2022 bisher 73 Frauen der geschlechtsspezifischen Gewalt zum Opfer.
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