Fußball & Pride: „Auch die Fußballplätze gehören uns“

Lenchitudes
Las Gardenias de Tepito – eine Fußballmannschaft, die aus Drag Künstler*innen und trans* Menschen besteht. Foto: EneasMx via wikimedia commons, CC BY-SA 4.0.

(Buenos Aires, 18. Juni 2025, Agencia Presentes).- Lesben, Bisexuelle, Marimachas [„Marimacha“ (zu dt. „Mannsweib“) ist ein diskriminierender Begriff, der heute jedoch von Teilen der queeren Community selbstbewusst umgedeutet wird – als Symbol für Gender-Nonkonformität & lesbische Sichtbarkeit], transmaskuline Personen und queere Dissidenzen verändern den Fußball und schaffen sichere, gemeinschaftliche Räume für Sport und Zusammenhalt.

Der Frauenfußball entwickelt sich zu einem Raum, in dem sogenannte Lenchitudes [kulturelle, soziale und politische Identität(en) rund um das lesbisch-queere Spektrum, abgeleitet von „la lencha“ = die Lesbe] — Lesben, Bisexuelle, Marimachas, transmaskuline Personen und andere queere Dissidenzen — weit mehr als nur um den Ball kämpfen. Es geht auch um Sichtbarkeit, Identität und die Möglichkeit, ohne Angst zu spielen. In einem von Machismo und Heteronormativität durchzogenen Sport stehen Lenchitudes nicht am Rand. Sie stehen im Zentrum, bauen Gemeinschaften auf und schaffen Vorbilder — durch das Spiel und ihre Leidenschaft für diesen Sport.

Immer mehr Spielerinnen outen sich öffentlich. Es entstehen unabhängige Medien, Kollektive und dissidente Turniere, die diese Erfahrungen sichtbar machen. Feministische und queere Fangruppen beginnen, die Tribünen zu besetzen und brechen so mit dem Mythos, Fußball sei nur etwas für cis-heterosexuelle Männer.

„Im Profisport lesbisch zu sein, ist bereits ein politischer Akt“

Der Aufschwung des Frauenfußballs in den letzten Jahrzehnten ist den Spielerinnen selbst zu verdanken. Sie haben über ihre Bedürfnisse gesprochen und die Gewalt benannt, die sie erleben. Ihre bloße Präsenz auf dem Spielfeld ist bereits ein politisches Statement.

Eine der bekanntesten Persönlichkeiten ist Megan Rapinoe, die inzwischen zurückgetretene US-Nationalspielerin. Rapinoe war entscheidend dafür, dass ihr Team 2019 Weltmeister wurde. Darüber hinaus ist sie eine starke Stimme für gleiche Bezahlung im Fußball, die Rechte von LGBT+-Menschen und den Zugang zum Sport für trans Personen.

Rapinoe sagte: „Im Profisport lesbisch zu sein, ist bereits ein politischer Akt.“ Und in ihrem Fall war es auch ein Widerstand gegen Strukturen, die LGBT-Feindlichkeit, Rassismus und Sexismus im und außerhalb des Stadions aufrechterhalten.

So wächst die Beteiligung von Frauen am Fußball

Im September 2024 fand die LGBT-Fußballweltmeisterschaft in Buenos Aires, Argentinien, statt.

Die Beteiligung von Frauen am Fußball wächst jedes Jahr exponentiell:

  • 2023 gab es weltweit fast 20 Millionen professionelle Fußballerinnen.

  • Laut dem FIFA-Bericht Frauenfußball 2023 zählte man in diesem Jahr 16,6 Millionen Mädchen und Frauen, die Fußball spielten.

  • 59 Prozent von ihnen spielten in Europa. Die übrigen 41 Prozent verteilten sich überwiegend auf Mittel- und Nordamerika.

Fußball, Dissidenz und Widerstand

In Zeiten, in denen faschistische Regierungen voranschreiten, wird auch der Fußball zu einem Raum symbolischer Auseinandersetzungen. Neben einer Sportindustrie, die weiterhin eine einschränkende Erzählung zur Vielfalt verbreitet, gibt es auch neue politische Maßnahmen, die die Teilhabe von queeren Personen im Sport einschränken — insbesondere von trans Identitäten.

Ein Beispiel hierfür ist die kürzlich verabschiedete Politik der Regierung von Donald Trump, die die Teilnahme von trans* Mädchen und Frauen an Sportwettkämpfen untersagt. Auch im Vereinigten Königreich wurde, nachdem der Oberste Gerichtshof „Frau“ als biologisches Geschlecht definierte, von der englischen Fußballföderation beschlossen, dass trans* Frauen ab dem 1. Juni 2025 nicht mehr in Frauenligen spielen dürfen.

In diesem Kontext entstehen zahlreiche gemeinschaftlich organisierte Initiativen und selbstverwaltete Ligen, um sichere, gewaltfreie Räume zu schaffen. Dort stehen Lenchitudes und trans* Personen im Mittelpunkt, fordern ihr Recht ein, zu spielen, und verteidigen ihr Menschenrecht auf körperliche Betätigung und Sport. In Mexiko organisierten die Veranstalterinnen der Lencha-Demonstration ihr erstes Turnier – die Copa Lencha. Ziel: Einen Raum für Begegnung und Freude zu schaffen. In dem Wissen, wie politisch es ist, sich zu organisieren, Spaß zu haben und Räume zu transformieren – unter dem Motto: „Auch die Fußballplätze gehören uns.“

CC BY-SA 4.0 Fußball & Pride: „Auch die Fußballplätze gehören uns“ von Nachrichtenpool Lateinamerika ist lizenziert unter Creative Commons Namensnennung-Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0 international.

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