(Mexiko-Stadt, 6. Juni 2022, cimacnoticias) – In Mexiko unternehmen Frauen täglich zehn Millionen Fahrten, 74 Prozent davon in öffentlichen Verkehrsmitteln. Neun von zehn Frauen haben dort bereits verbale Aggression, Verfolgung, sexuelle Belästigung usw. erlebt. Das Nationale Fraueninstitut Inmujeres und das Ministerium für Land- und Stadtentwicklung (Secretaría de Desarrollo Agrario, Territorial y Urbano ‑ Sedatu) haben nun ein Maßnahmenpaket zur Vorbeuge und zum Umgang mit sexueller Belästigung von Frauen in öffentlichen Verkehrsmitteln vorgestellt, mit dem eine sichere Nutzung von Bus und U-Bahn im ganzen Land gewährleiste und zu einem Leben ohne Gewalt beigetragen werden sollen. Nach Angaben von Inmujeres und Sedatu enthält das Papier Leitlinien zur Verhinderung, Bekämpfung und Meldung von sexueller Belästigung von Mädchen und Frauen in öffentlichen Verkehrsmitteln, wobei sowohl die Verkehrsunternehmen als auch die lokalen Behörden und die Bundesregierung einbezogen werden.
„Sexuelle Belästigung schadet uns allen“
Bei der Veranstaltung ging Inmujeres-Präsidentin Nadine Gasman Zylbermann noch einmal darauf ein, dass im Schnitt 98 Prozent aller Frauen bereits Belästigungen und Übergriffe in öffentlichen Verkehrsmitteln erlebt haben, und erklärte: „Das ist nicht normal, wir sehen es nicht als normal an, und wir haben kein Interesse, dass sexuelle Belästigung als normal angesehen wird. Die Frauen, mit denen wir sprachen, haben es deutlich zum Ausdruck gebracht: Es darf nicht als Normalzustand gelten, dass Frauen in öffentlichen Verkehrsmitteln so respektlos behandelt werden und um ihre Sicherheit fürchten müssen, insbesondere, weil der öffentliche Nahverkehr überwiegend von Frauen genutzt wird: Wir stellen die Mehrheit der Nutzerinnen, und die meisten Frauen in diesem Land nutzen öffentliche Verkehrsmittel.“ Pilotstädte für die neuen Leitlinien seien Mexiko-Stadt, La Paz und Colima. Stadtentwicklungsminister Román Meyer Falcón wies seinerseits darauf hin, dass es der Unterstützung durch die öffentliche Politik bedürfe, um mit Hilfe dieser Leitlinien eine spürbare Veränderung zu erreichen. „Sexistische Übergriffe und sexuelle Belästigung schaden nicht nur Frauen, sie schaden uns allen: Männern, Mädchen, Jungen, älteren Menschen – allen. Sie zerstören das soziale Gefüge, und wir sollten sie nicht als ein weiteres Alltagsproblem betrachten, sondern als eines, das skandalisiert und bekämpft werden muss“, so der Minister.
Schulungen und Kampagnen gegen sexualisierte Gewalt
Für die Erstellung der Leitlinien wurde ausgehend von konkreten Orten wie Bushaltestellen oder Verkehrsstrecken die Präsenz von Frauen in diesem spezifischen Raum analysiert und Frauen zu ihrer eigenen Wahrnehmung zu diesem spezifischen Ort befragt und auf dieser Grundlage Strategien zur Vorbeuge und zum Umgang mit sexueller Belästigung in öffentlichen Verkehrsmitteln festgelegt. Dabei wird von einer Mitverantwortung der Verkehrsunternehmen und der Behörden ausgegangen. Zur Vorbeuge gegen sexuelle Übergriffe wurden Maßnahmen wie Schulungen und Kommunikationskampagnen erarbeitet, ferner sind im Abschnitt „Information über das weitere Vorgehen“ Richtlinien für die Anzeige von Übergriffen enthalten. Im Rahmen einer gründlichen Auswertung soll außerdem geprüft werden, inwieweit die Leitlinien umgesetzt werden und als effektives Maßnahmenpaket zur Verminderung von Übergriffen taugen. Die Leitlinien für die Prävention und Reaktion auf sexuelle Belästigung von Frauen in öffentlichen Verkehrsmitteln sind auf den Websites des Ministeriums Sedatu und des Frauenverbands Inmujeres verfügbar.
98 Prozent der Frauen haben Erfahrung mit Belästigung in Bus und Bahn von Nachrichtenpool Lateinamerika ist lizenziert unter Creative Commons Namensnennung-Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0 international.
Schreibe einen Kommentar