Skandal um vorzeitige Impfung hochrangiger Politiker*innen

(Montevideo, 15. Februar 2021, la diaria).- Seitdem Mitte Februar in Peru öffentlich wurde, dass sich eine bisher unbekannte Zahl von Politiker*innen noch vor Beginn der landesweiten Impfkampagne hat impfen lassen, beschäftigt der Skandal unter dem Stichwort Vacunagate das Land. Inzwischen haben sowohl Gesundheitsministerin Pilar Mazzetti als auch Außenministerin Elizabeth Astete ihre Rücktritte angekündigt.

Astete erklärte ihren Rücktritt über Twitter und schrieb, es sei ein „grober Fehler“ gewesen, sich am 22. Januar impfen zu lassen, nachdem die Verhandlungen über den Kauf von 38 Millionen Dosen des chinesischen Impfstoffes Sinopharm abgeschlossen waren. In der Erklärung versicherte die nun Ex-Außenministerin, sie werde die zweite Impfdosis nicht erhalten. Außerdem schrieb sie, sie habe sich in der Annahme impfen lassen, dass es sich bei den Impfdosen um Reste einer klinischen Studie handele. Sie habe sich während der Pandemie „nicht den Luxus erlauben können, krank zu werden“.

Landesweite Empörung über Impfung des Ex-Präsidenten Vizcarra und seiner Ehefrau

„Ich bin empört und wütend über diese Situation, die die Anstrengungen vieler Peruaner in Gefahr bringt“, erklärte Perus Präsident Francisco Sagasti gegenüber dem Fernsehsender América Televisión, nachdem er von dem Vorfall erfahren hatte. Der politische Skandal hatte am 11. Februar begonnen, als mehrere regionale Medien publik machten, dass sich der damalige Präsident Martín Vizcarra bereits im Oktober hatte impfen lassen – also noch bevor er in einem politischen Prozess vom Kongress abgesetzt wurde und lange bevor die Impfkampagne in Peru angelaufen war.

Die Empörung wurde noch größer, als herauskam, dass auch Vizcarras Ehefrau sowie einige weitere Beamt*innen geimpft wurden, ohne dies öffentlich zu machen. Im Gegensatz dazu hatte sich etwa der 76-jährige Präsident Sagasti am ersten Tag der landesweiten Impfkampagne öffentlich impfen lassen. Bisher verfügt Peru nur über eine Million Impfdosen des chinesischen Impfstoffes.

Martín Vizcarra, Präsident von 2018 bis 2020 und Kandidat für die Kongresswahlen am 11. April, rechtfertigte sein Verhalten, indem er behauptete, wie viele Peruaner*innen Freiwilliger bei der klinischen Studie von Sinopharm gewesen zu sein. Dem widersprach jedoch einige Tage später eine Erklärung der Universität Cayetano Heredia, die für die Studien zuständig ist: Weder der Ex-Präsident noch seine Frau seien dort als Freiwillige registriert.

Generalstaatsanwältin kündigt Ermittlungen an

Premierministerin Violeta Bermúdez sowie zwölf weitere Minister unter Präsident Sagasti erklärten öffentlich, sie seien noch nicht geimpft worden. „Der Transparenz halber und unter Eid erkläre ich hiermit, dass ich noch nicht gegen Covid-19 geimpft wurde“, twitterte Bermúdez.

Laut peruanischen Medienberichten könnten zahlreiche weitere Beamt*innen und Regierungsangehörige trotzdem bereits Impfungen erhalten haben. Denn vom chinesischen Hersteller waren neben den Impfdosen für eine klinische Studie auch 2.000 Dosen für das durchführende Personal und peruanische Regierungsmitglieder vorgesehen. Deshalb kündigte Generalstaatsanwältin Zoraida Ávalos Ermittlungen an, die sich zunächst gegen Ex-Präsident Vizcarra und jene Personen richten, die für den Umgang mit den zusätzlichen Impfdosen verantwortlich seien.

10 Millionen Peruaner*innen sollen bis Ende Juli geimpft sein

Wie Präsident Sagasti versicherte, gehe man derzeit davon aus, dass bis zum Monatsende eine halbe Million Menschen in Peru gegen Covid-19 geimpft seien. Schon bald werde die zweite Lieferung des Sinopharm-Impfstoffes erwartet. Laut Sagasti sei das Ziel der Kampagne, bis zum Ende seiner Legislaturperiode, also bis zum 28. Juli dieses Jahres, die Zahl von 10 Millionen Geimpften zu erreichen. Währenddessen gäbe es weiterhin Verhandlungen mit weiteren Impfstofflieferanten. Die Zahl von 10 Millionen geimpften Peruaner*innen, also einem Drittel der Bevölkerung, sei dem Präsidenten zufolge „keine verrückte Sache. Wenn wir es schaffen, die bereits fortgeschrittenen Verhandlungen abzuschließen, können wir diese Zahl schaffen“, zitierte ihn die Presseagentur Efe.

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