(San José, 27. Mai 2008, voces nuestras).- Umweltgerechtigkeit, nachhaltige Landwirtschaftspolitik und die Forderung an die Industrienationen nach Einlösen ihrer ökologischen Schuld, das waren die zentralen Diskussionsthemen auf dem ersten mittelamerikanischen Klimagipfel der Zivilgesellschaft. Fast 250 Vertreter*innen aus Basisgruppen und Nichtregierungsorganisation waren der Einladung der Weltnaturschutzunion UICN (International Union for the Conservation of Nature) ins honduranische San Pedro Sula gefolgt, darunter Campesinos, Wissenschaftler*innen, Gewerkschafter*innen und umweltbewusste Unternehmer*innen.
Das Abschlussdokument enthält den Vorschlag für den Aufbau eines Forums der Zivilgesellschaft, welches Wissensmanagement zum Klimawandel organisieren und den Regierungen beratend zur Seite stehen soll. Mängel und Fehler des Kyotoprotokolls müssten behoben werden, wie etwa das Fehlen eines Systems, das den Bestandsschutz primären Regenwaldes prämiere. Die Staaten sollen zudem verpflichtet werden, einen festen Bestandteil ihres Bruttoinlandsproduktes auf die Abschwächung des Klimawandels zu verwenden. Zudem bauen die Teilnehmer*innen des Alternativgipfels auf Ausgleichszahlungen aus den Industrienationen, die somit ihre „ökologische Bringschuld“ begleichen sollen.
„Wir sind eine anfällige Region“, sagte Grethel Aguilar, Mittelamerika-Direktorin der IUCN. Das beziehe sich sowohl auf soziale wie geografische Faktoren. Mehr als die Hälfte der Menschen in Zentralamerika lebten in Armut, dazu komme die Form des Isthmus, der Nord- und Südamerika verbinde und von zwei Ozeanen umspült werde und somit ähnliche Charakteristika wie ein Inselstaat aufweise. „Einzelne, isolierte Aktionen reichen nicht aus. Das Thema Klimawandel sollte man nicht nur als Risikomanagement betrachten. Stattdessen sollte man verstehen, dass wir eine nachhaltige Entwicklung brauchen, welche allen eine gute Lebensqualität sichert. Wir brauchen ein neues, solidarisches Gesellschaftsmodell.“
Umweltthemen sorgen bereits für sozialen Sprengstoff in der Region. Während die Gipfelteilnehmer*innen in Honduras diskutierten, gingen einige ihrer Mitstreiter*innen mit mehr als 2000 anderen in Costa Rica auf die Barrikaden und lieferten sich Auseinandersetzungen mit der Polizei. Im sonst so verschlafenen Ort Sardinal in der Pazifikregion Guanacaste begehrten die Anwohner*innen gegen den Bau eines privaten Aquäduktes auf. Damit die Hotelgäste nicht auf dem Trockenen sitzen und um Golffelder zu besprenkeln, wollen sich Tourismusunternehmer*innen durch den Aquädukt mit Wasser versorgen. Dass sie den Anwohner*innen damit das nötige Nass zum Leben nehmen, stört sie dabei nicht.
Mehr Informationen unter: www.iucn.org
von Torge Löding, San Pedro Sula
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