Angehörige fordern Aufklärung von Journalistenmord

von Torge Löding

(San José, 31. Juli 2008, voces nuestras).- „Wir fordern die Kriminalpolizei auf, ihre Anstrengungen zu verstärken, um den Mord an Julio aufzuklären“, sagten Familienangehörige und Freunde des ermordeten Journalisten und costaricanischen Dichters Julio Acuña auf einer Gedenkveranstaltung am Mittwochabend im mexikanischen Kulturzentrum in Costa Ricas Hauptstadt San José. Gegenüber örtlichen Tageszeitungen hatten Sprecher der Kriminalpolizei zuvor erklärt, noch keine Angaben über die Mörder des 34jährigen sozialen Aktivisten zu haben.

Acuña arbeitete unter anderem als Kulturredakteur für die „Nueva Prensa“, eine alternative Zeitung für die nicaraguanische Gemeinde in Costa Rica, war Träger verschiedener nationaler Auszeichnungen für Dichter und hatte einen Gedichtband veröffentlicht.

Ungeklärt ist auch der Hintergrund des Gewaltverbrechens. Julio hatte in der Nacht vom 19. auf den 20. Juni 2008 in Begleitung zweier Freundinnen eine Gaststätte unweit seines Wohnortes in Alajuela besucht. Kurz nach Mitternacht machten sich die drei auf den Heimweg, Julio Acuña und Yoselín Chinchilla verabschiedeten sich von ihrer Freundin und machten sich auf den Weg zur Landstrasse, die im Volksmund ausgerechnet „Codo de Diablo“ (Ellenbogen des Teufels) genannt wird.

Gegen fünf Uhr morgens fanden Polizeioffiziere die Leiche des jungen Mannes nahe den Steinen des Codo de Diablo, hingestreckt von mehreren Pistolenschüssen. Weder Geld noch Mobiltelefon waren dem Toten abgenommen worden, an seiner Seite findet sich die Handtasche seiner Begleiterin Yoselín. Wenig später entdeckt man auch ihre Leiche, weit entfernt in der Nähe von Escazú, entkleidet und ebenfalls von Pistolenschüssen getötet.

In der gleichen Nacht fand die Polizei an anderen Orten der Hauptstadt San José zwei weitere Leichen. Unklar ist, ob ein Zusammenhang besteht. „Julito“, wie ihn seine Freunde nannten, hinterlässt seine Ehefrau Tania und den dreijährigen Sohn Solaris. Mehr als hundert Angehörige und Freunde füllten am Mittwoch den großen Veranstaltungssaal des Kulturzentrums bis zum letzten Platz, um seine Gedichte zu lesen und ihm eigene Poesie oder Lieder zu widmen. Acuña ist bereits der dritte Journalist, der in Costa Rica innerhalb der vergangenen fünf Jahre einem Gewaltverbrechen zum Opfer gefallen ist.

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